"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Welche Atmosphäre irrationaler Furcht vor der 'roten Gefahr' sich
damals bei den Christkonservativen aufgebaut hatte, soll durch
folgende, von einem alten Genossen später zu Papier gebrachte
kleine Begebenheit aus dem Jahre 1891 illustriert werden:
"Am Vorabend der Maifeier saßen Bürger und Beamte disputierend
bei Frau Stuller, jetzt Cafe 'Rathaus', ernst beisammen. Plötzlich
kam die kleine Nichte des Bürgermeisters Wolf hereingesprungen
und sagte, daß die Sozi bei der 'Fohrenburg' einen Haufen
Steine gerichtet haben. Bleich vor Schrecken wollten sie sich
entfernen, wenn nicht die kleine Boshafte sie herzlich ausgelacht
hätte. Sie waren die Aufgesessenen und konnten sich selbst ihres
Heldenmutes wegen schämen. "1012
Sollte diese Geschichte nicht der Wahrheit entsprochen haben, so
war sie zumindest gut erfunden.
Nach rund einjähriger Existenz des Arbeitervereines begann
den Genossen von Bludenz der Wind etwas steifer ins Gesicht zu 289
blasen. Nun hatte die Fabrikanten-Fraktion im liberalen Lager, allen
voran Seniorchef Hermann Gaßner, das Heft wiederum fester
in die Hand genommen und mit dem sozialistenfreundlichen Kurs
Schluß gemacht. Für den 2. August 1891 war geplant, das einjährige
Jubiläum des Bildungsvereines in repräsentativem Rahmen zu
feiern. Ein großes Gartenfest mit allem Drum und Dran sollte es
werden - "selbst die Bludenzer Stadtmusik wollte man nehmen ....
Aber der Arbeiter denkt, und die 'Kompagnie' des Herrn Hermann
Gaßner lenkt!"IOI3 Magistratsrat Hermann und Vizebürgermeister
Ferdinand Gaßner zwangen sowohl den Stadtkapellmeister als
auch den Pächter des ebenfalls zum Firmenimperium gehörigen
'Fohrenburg' -Gastgartens, ihre bereits erfolgten Zusagen wieder
rückgängig zu machen. 1014
Die Genossen gaben es nun zwangsläufig billiger und feierten
eine Woche später im bedeutend weniger renommierten Garten von