"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Gemeinde eIne in diesem Ausmaß und Tempo für Freund und
Feind überraschende Wiedergeburt der sozialistischen Bewegung -
wobei auch der Zufall Regie führte.
Im Frühjahr 1893 hatte Josef Doppelmayer in seiner mechanischen
Werkstätte begonnen, in größerer Stückzahl Fädelmaschinen
für die Stickereiwirtschaft zu produzieren. 611 Für einige Monate beschäftigte
er vierzig Schlossergesellen - "die alle wie hergeschneit
nach Hard kamen"612-, unter ihnen auch den 'roten' Agitator Ignaz
Leimgruber. So plötzlich diese Handwerker in Hard aufgetaucht
waren, so rasch verschwanden sie nach dem Zusammenbruch des
Fädelmaschinen-Projektes im Herbst desselben Jahres wieder. 613
Die wenigen Monate ihrer Anwesenheit hatten jedoch genügt, die
Bewegung zu beleben und namentlich einen neuen Arbeiterbildungsverein
aus der Taufe zu heben.
Am 9. Juli 1893 fanden die Harder erstmals "Gelegenheit, in
172 den eigenen Dorfmarken einer Sozialisten-Versammlung beizuwohnen".614
Als Haupttagesordnungspunkt stand die Forderung
nach direktem, allgemeinem und gleichem Wahlrecht zur Debatte,
die Referent Leimgruber in eine Resolution gekleidet zur Annahme
empfahl. Der anwesende Ortspfarrer versuchte die Zuhörer von
einem - wie er meinte - voreiligen· Schritt zurückzuhalten und
"sprach in der Überzeugung, daß eine so wichtige, tief einschneidende
Sache, wie es das allgemeine Wahlrecht sei, nicht so kurzer
Hand in einer Stunde erledigt werden könne, sondern zuerst studiert,
überdacht werden müsse, ehe man Beschluß fasse; er bat die
Bürger, sie möchten bei der Gegenprobe durch Aufheben der Hände
zeigen, daß sie nicht willens seien, eine Katze im Sack zu kaufen,
zumal diese Katz noch nicht zerlegt und zergliedert worden
sei. Item man stimmte ab, die Hände flogen in die Luft, und die
Resolution gelangte zur Annahme. Bei der vom Pfarrer verlangten
Gegenprobe wurden von all den Hunderten von Personen kaum
10 Hände sichtbar. Darauf erfolgte ein großes Hallo, ein Jubel er-