"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

von 1907 erhielt der sozialistische Kandidat Johann BaptistKalb in
den beiden Ortschaften 224 Stimmen, das entsprach einem Anteil
von 38,2 Prozent. 570 Bei den letzten Wahlen zum Reichsrat im Jahre
1901 hatte gerade ein Dutzend Männer - allerdings noch unter dem
alten Kurienwahlrecht - sozialistisch gewählt. Die Vorklöstner
'Gründerzeit' mit ihrem Bauboom zeitigte ihre Wirkung: Zahlreiche
Arbeiter, vor allem jene, die bei der Eisenbahn Beschäftigung
fanden, waren in das neu entstandene Viertel rund um die Quellenstraße
gezogen.
Die Verbreiterung des sozialistischen Lagers ging jedoch eindeutig
zu Lasten der Qualität. Beispielsweise klagte der 'Eisenbahner',
daß es Gewerkschaftsmitglieder gebe, die das ganze Jahr
keine Versammlung besuchen,57 I selbst in den Generalversammlungen
werde "schablonenmäßig der Ausschuß gewählt und die aufgezwungenen
Funktionen gnadenhalber übernommen". 572
Auch die Gemeinderatswahlen von Rieden im Jahre 1909 zeig- 159
ten, daß eine arge Disziplinlosigkeit eingerissen war. Entgegen den
Erwartungen gelang es lediglich, einen Kandidaten, nämlich den
Lokführer Alfred Kleck, durchzubringen. 573 Nach der Wahl wurde
selbstkritisch einbekannt:
"Wir gestehen, daß uns das Resultat im ersten Moment etwas überraschte.
Wenn wir jedoch die dreijährige Seßhaftigkeit in Betracht
ziehen, des weiteren bedenken, daß eine große Anzahl unserer Leute
bei der k. k. Staatsbahn durch Dienst verhindert wurde, ihr
Wahlrecht auszuüben, einige krank, andere wieder verzogen sind,
so ist das Resultat kein schlechtes zu nennen. Es kommt nämlich
noch hinzu, daß gewisse Genossen ihre Stimme, weil wir auf einen
Kompromiß nicht eingingen, den Wirtschaftlichen gaben. "574
Zur Erklärung: Unter den 'Wirtschaftlichen' verstand man den lokalen
Ableger der Liberalen Partei. 575 Entgegen der bisherigen Praxis
verzichteten die Sozialisten 1909 auf ein damals als Kompro-