"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

3. Mit den Genossen im Krieg
Die sozialdemokratischen Frauenorganisationen
Vor dem Ersten Weltkrieg stieß der Aufbau sozialdemokratischer
Frauenorganisationen in Vorarlberg - aber nicht nur dort - auf
beträchtliche Schwierigkeiten: Allgegenwärtiger Patriarchalismus
schob einer Politisierung der weiblichen Bevölkerung weitgehend
den Riegel vor.
Auch die sozialdemokratischen Männer, vor allem jene aus dem
alten Handwerkermilieu, wollten von Frauenemanzipation wenig
hören. So klagte eine Betroffene in der Parteizeitung, daß die Genossen
ein beginnendes politisches Interesse ihrer Partnerinnen mit
Wendungen wie "Du verstehst ja davon doch nichts!"11 03 abzuwürgen
versuchten.
In manchen Familien mit sozialistischem 'Oberhaupt' wurde
das Thema Politik überhaupt nicht angeschnitten: "Ich kenne
Genossen", berichtete eine Korrespondentin der 'Wacht', "wo die
Frau nicht einmal weiß, daß der Mann der soz.(ialdemokratischen)
Partei angehört." Il 04 Es kann daher nicht verwundern, daß die proletarische
Frauenbewegung Vorarlbergs erst relativ spät entstand und
abgesehen von den letzten bei den Kriegsjahren nur ganz marginale
Bedeutung erlangte.
Als 1908 einige "Genossinnen die Energie aufbrachten und mit
Hilfe des Sekretariats den Grundstein der Frauenbewegung im
schwarzen Lande legten", 1105 entstanden in den folgenden Jahren an
einigen Orten entsprechende Organisationen. So im Februar 1909
auch in Bregenz." 06 Auf der ersten Generalversammlung vom 9.
Jänner 1910 konnte mit Befriedigung auf einen Stand von 45 Mitgliedern
verwiesen werden. 1107 Damit war die Frauenorganisation
nach kürzester Zeit bereits zur halben Größe der Männer-Ortsgruppe
lI08 herangewachsen.
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