"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Für den 3. August 1913 war Bregenz wiederum als Veranstaltungsort
eines großen Arbeiterfestes der Bodenseeufer-Staaten ausersehen.
Vor dem Hintergrund der Balkankrise wurde mit viel - wie
sich exakt ein Jahr später herausstellen sollte: hohlem - Pathos der
'Internationale Völkerfriede' beschworen.
"In allen Ländern", so der Willkommensgruß der 'Wacht', "soll
das Proletariat enger an die Kette des Kapitalismus angeschmiedet
werden, in allen Staaten wollen die Unternehmerorganisationen
das an den Sklavenketten rüttelnde Proletariat niederhalten,
wenn es sein muß mit Blut und Eisen - hat ja doch der
deutsche Kaiser einmal zu Rekruten gesagt, daß sie sogar auf Vater
und Mutter schießen müssen -, deshalb wird die aus drei Ländern
kommende Arbeiterschaft neuerlich geloben, den völkerverderbenden
Militarismus zu bekämpfen, starke Organisationen (zu)
bilden, um das herrschsüchtige Kapital, das über Blut und Leichen
hinweg seinen Siegeszug hält, niederzuringen, damit bald jene Zeit
164 komme, wo der Mensch nicht mehr der Knecht der Maschine ist,
sondern ein freier Mann in einem freien Staate. "589
Die Festredner Greulich, Hoffmann und Renner 590 überboten einander
nachgerade, Militarismus und Kriegslüsternheit ihrer nationa-
1en Bourgeoisien anzuprangern. Worüber der Referent der
ltaliener 591 gesprochen hatte, war der 'Vorarlberger Wacht' nicht
bekannt. Dies spielte angesichts der allgemeinen Verbrüderung jedoch
auch keine größere Rolle:
"Leider verstehen wir zu wenig Italienisch, aber unsere italienischen
Genossen versichern uns, daß die Ausführungen des Genossen
De Falco überaus begeisternd, oftmals aber so treffend waren,
daß die italienischen Genossen kaum das Weinen unterdrücken
konnten. "592
Wie zahlreiche andere Veranstaltungen dokumentierte das Bregenzer
Treffen von 1913 mit seinen rund 8.000 Teilnehmern 593 die