"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

che der Bürser Genossen etwa, sich von der Stadt etwas zu emanzipieren
und in den eigenen Gemeindemarken Versammlungen abzuhalten,
schlugen bis zu den Reichsratswahlen von 1907 fehl. 1088 Entweder
sahen sich die Sozialisten "klerikaler Lokalabtreiberei" 1089
ausgesetzt, oder die Konservativen funktionierten sozialistische
Treffen in Gegenveranstaltungen um. 1090 Die kleine örtliche Bewegung
blieb also notgedrungen ein Bestandteil der Bludenzer SDAP.
Ähnlich erging es der Sozialdemokratie in Nüziders, die sich
zum Großteil aus Verkehrsbediensteten-des Bludenzer Bahnhofes
rekrutierte. Diese hatten vor allem wegen der grassierenden Wohnungsnot
die Stadt verlassen und sich in der Nachbargemeinde angesiedelt.
Nüziders war jedoch hinsichtlich der Masse der Zuwanderer
aus der Gruppe der Verkehrsbediensteten in keiner Weise mit
den Vororten Altenstadt bei Feldkirch oder Vorkloster bei Bregenz
zu vergleichen.
Die noch stark bäuerlich dominierte Gemeinde Nüziders konnte
auf eine lange sozialistische Tradition zurückblicken. 1865 siedelte
sich hier Kaspar Moosbrugger an, der zwei Jahre später zusammen
mit seinem Schwager Franz Michel Felder die · frühsozialistische
Vorarlbergische Partei der Gleichberechtigung gründete. 1091 Die
bei den Sozialreformer kamen allerdings, wie Kaspar Moosbrugger
seine eigene Situation richtig einschätzte, ein halbes Jahrhundert
zu früh. Nach dem Tod des erst 30jährigen Freundes Franz Michel
Felder am 26. April 1869 wurde der ohnehin wenig erfolgversprechende
Parteiaufbau abgebrochen. Ion
Moosbrugger lebte fortan weitgehend isoliert auf seinem bäuerlichen
Anwesen. 1093 In den 1870er und 1880er Jahren nahm er an
einem bürgerlich-adeligen Intellektuellenzirkel im Gasthaus 'Zum
Bädle' in Nüziders teil - spöttisch als 'Walgauisches Weimar' bezeichnet
-, der unter anderem aus dem Literaten Hermann Sander,
dem Maler Jakob Jehly und dessen Frau Vanda Douglass-Jehly, geborene
Freiin von Poellnitz, bestand. 1094
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