"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

ergs. In seinen mehrstündigen Reden in gesteckt vollen Sälen beleuchtete
er die 'historischen Verbrechen' des Amtskatholizismus.
Coufal verkündete, er "glaube schon an Christus, er wolle aber
ohne Zwischenhändler", sprich Kirche, "mit ihm verkehren". 91 Vor
allem bemühte er sich, den Nachweis zu erbringen, daß die Sozialdemokraten
die Tradition der urchristlichen Gemeinden in neuer
Form aufgenommen, hingegen die Kleriker Jesus Christus und seine
Lehre verraten hätten:
"Aus der jungen Kirche voll strahlender Schönheit, der
einstens alle geknechteten Menschenherzen entgegenschlugen,
ist heute eine alte, runzlige, grollende Matrone geworden.
Je mehr sie im Laufe der Jahrhunderte an natürlicher Anmut
und innerer Lebensfülle einbüßte, um so häufiger nahm sie
ihre Zuflucht zu eitler Schminke, um so dichter hüllte sie sich
iIf1 äußeren Glanz und Flitter, und heute prangt sie im
auserlesensten golddurchwirkten Hofstaat und glaubt, damit
die Menge blenden undfesthalten zu können. "92
Sätze wie diese stellten für die Priesterschaft eine Blasphemie und
radikale Kampfansage dar:
"Wir und überhaupt jeder Katholik, der noch halbwegs den
Schatz des Glaubens bewahrt hat, wird vom heiligen Zorne ergriffen,
wenn er obiges liest. Wir bitten aber, trotz des Schmerzes,
den solche Dinge bereiten müssen, die Ruhe zu bewahren. "93
Die katholische Volksseele begann nun - von einigen Geistlichen
entgegen der Direktive des christlichsozialen Parteiorgans .kräftig
angefeuert - zu wallen. Auf der anderen Seite klatschten die honorigen
Liberalen, meist selbst zu feige, die Ultramontanen 94 direkt
anzugreifen, Beifall. Sie gingen sogar so weit, den Führer der Vorarlberger
Sozialdemokratie jener Jahre mit dem 'Heidenapostel'
Paulus zu vergleichen. 95
25