"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

später als Hilfsarbeiter in der Zündhölzchenfabrik beschäftigt war,
änderte nichts daran, daß die Bewegung seit 1897/98 stagnierte. 656
Inzwischen hatte sich auch das Mitgliederprofil der Partei beträchtlich
verändert. Die Formstecher, 657 die in den Jahren 1893 bis
1900 den Ton angegeben hatten, wurden nun von der Berufsgruppe
der Sticker 658 etwas in den Hintergrund gedrängt. Als sichtbares
Zeichen dieser Entwicklung kann der Aufstieg des selbständigen
Schifflestickers Hermann Hermann gewertet werden, der auch
außerhalb der sozialistischen Partei über eine hohe Reputation verfügte.
Unter seiner Leitung erholte sich die schwer defizitäre, im
Jahre 1900 von den Christlichsozialen übernommene Genossenschafts-Krankenkasse
von Hard, die 1907 mit einem Reservefonds
von 11.000 Kronen wieder blendend dastand.
Sympathien in allen Schichten der Dorfbevölkerung erwarb
182 sich Hermann durch sein mutiges Auftreten gegen die vom
Sägewerksbesitzer Josef Hartmann geleitete Driftgesellschaft, die
versuchte, das angestammte Privileg des Wildholzens aufdem See
durch Ausnützung von Rechtsunsicherheiten zu beschneiden, wo
es nur ging. 659
Auch unter den Stickern blieb der Arbeiterbildungsverein, der
nicht mehr als 30 Mitglieder umfaßte, was er schon unter den
Formstechern gewesen war: eine Art linke Honoratioren-Partei.
Zwar ermahnten sich die Genossen in Sonntagsreden immer wieder
gegenseitig, endlich mit der Organisierung der großen Masse des
örtlichen Proletariats zu beginnen - es blieb jedoch bei Lippenbekenntnissen.
660 Mehr noch, nicht einmal bereits eroberte Positionen
wurden entsprechend abgesichert. Bei den Landtagswahlen von
1902 mußten die Harder Sozialisten den Sieg in der fünften Kurie
aufgrund geradezu sträflicher Nachlässigkeit den Christlichsozialen
überlassen.