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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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emer österreichischen Gemeinde das Heimatrecht und damit in<br />

weiterer Folge die österreichischeStaatsbürgerschaft zu erlangen.<br />

Normalerweise hätte sich in diesem Fall selbstverständlich Dornbirn<br />

angeboten. Allerdings war Leibfried zum fraglichen Zeitpunkt<br />

noch keine vollen zehn Jahre - offiziell die Voraussetzung zur Erlangung<br />

des Heimatrechtes - in der Stadt ansässig, als im Zuge der<br />

Kommunalwahlen von 1910 der libera1eBürgermeister Waibel seinem<br />

christlichsozialen Nachfolger Luger Platz machen mußte. 270<br />

Da von der nunmehrigen 'schwarzen' Mehrheit zweifellos beträchtliche<br />

Schwierigkeiten zu erwarten gewesen wären, wandte<br />

sich Leibfried mit der Bitte an die Wiener <strong>Genossen</strong>, ihm einen<br />

Heimatpaß zu besorgen. Tatsächlich erhielt er von der mährischen<br />

Gemeinde Lundenburg - obwohl in kein ster Weise mit ihr in Verbindung<br />

stehend - ohne weiteres einen Heimatschein. 271<br />

Somit schien zunächst alles in bester Ordnung, und Hermann<br />

Leibfried konnte sein Blatt anstandslos redigieren und herausge- 71<br />

ben. Als der Redakteur jedoch ein Jahr später anläßlich einer<br />

Reklamation der 1911 er-Wählerliste seinen Heimatschein auf dem<br />

Dornbirner Gemeindeamt vorlegte, fiel einem Beamten auf, daß<br />

der Lundenburger Stempel den Zusatz 'isr.', also israelitisch, trug.<br />

Der Beamte hinterbrachte diese 'Sensation' dem christlichsozialen<br />

Kandidaten der Städtekurie, Dr. Karl Drexel, von dem sie offenbar<br />

an das 'Volksblatt' weitergegeben wurde. 272 Die logische Folge: In<br />

der nächsten Nummer dieser Zeitung war als Wahlkampfschlager<br />

zu lesen, die Vorarlberger SDAP werde von einem "fremden jüdischen<br />

Sozialdemokraten schlimmster Sorte"273 geführt.<br />

Die Anschuldigung, der Führer der Vorarlberger Sozialdemokratie<br />

sei Jude, schlug nach Ansicht der <strong>Genossen</strong> dem Faß den<br />

Boden aus: Leibfried brachte unverzüglich eine Klage gegen das<br />

feindliche Blatt ein. Die Geschworenen, die im Dezember 1911<br />

über den Fall zu Gericht saßen, sprachen trotz der Vorlage eines

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