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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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iksmaschinist bei 'F.M. Hämmerle', um eine Erwiderung nicht<br />

verlegen "und antwortete dem Arbeiterfeinde Huber schlagfertig,<br />

daß er mehr arbeite wie Huber, da er zuerst 10 Stunden in der Fa­<br />

brik arbeiten und dann erst noch seine Feldarbeit verrichten<br />

müsse".452<br />

Wenden wir uns nun der behinderten Klassenbildung unter den<br />

italienischen Migranten und Migrantinnen zu, die einen Gutteil der<br />

Textilarbeiterschaft in der Region ausmachten. Zwischen 1870 und<br />

1910 erlebte die Vorarlberger Baumwollindustrie einen bedeuten­<br />

den Wachstumsschub, mit dem eine starke Ausdehnung des Arbeitsmarktes<br />

einherging. Die Fabrikanten griffen zunehmend auf<br />

Bevölkerungsgruppen fern der Region zurück, die noch nicht industriegesellschaftlich<br />

formiert waren. Der Import von Lohnabhängigen<br />

erfolgte aus dem damals noch zu Österreich gehörenden Trentino.<br />

Die Einwanderer machten, so die offizielle Zählung, zur lahrhundertwende<br />

fünf Prozent der Gesamtbevölkerung aus. 453 121<br />

N ach den Beobachtungen des Gewerbeinspektors kamen allerdings<br />

viele der meist sehr jungen 'Welschen' lediglich mit der Erwartung<br />

nach Vorarlberg, in absehbarer Zeit wiederum in die Heimat<br />

zurückzukehren. 454 Welche dominante Rolle die jugendlichen<br />

Lohnabhängigen, vor allem weiblichen Geschlechts, in der Vorarlberger<br />

Textilindustrie spielten, läßt sich beispielhaft anhand der Fabriken<br />

von 'Getzner, Mutter & eie' demonstrieren. Die Unternehmer,<br />

die mit "asiatischem Despotismus"455 über ihre vielfach italie­<br />

nischen Arbeiterinnen und Arbeiter herrschten, beschäftigten um<br />

die lahrhundertwende im Hauptwerk 'Bleiche' in Bludenz<br />

annähernd 60 Prozent Personen im Alter unter 23 1 ahren, davon<br />

wiederum vier Fünftel Frauen und Mädchen. 456<br />

Es scheint nunmehr vollkommen verständlich, daß die Sozial­<br />

demokratie diesen jungen 'welschen Fabriklerinnen' , die zudem<br />

der deutschen Sprache nur schlecht oder gar nicht mächtig waren,

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