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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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Stickereiarbeiter am Zahltag nicht nur keinen Lohn bekam, sondern<br />

sogar noch Geld abliefern mußte.<br />

"So hätte z. B. ein Arbeiter 23 49 Francs 224 erhalten sollen, es wurden<br />

ihm jedoch 38 Francs davon abgezogen. Außerdem hätte er<br />

seinen Hilfsarbeitern, den Fädlern, noch 30 Francs für ihre<br />

Dienstleistungen zu zahlen gehabt. Er hätte also noch 19 Francs<br />

draufzahlen müssen. "225<br />

Da auch dem stärksten Berufsethos Grenzen gesetzt sind, verließ<br />

der Arbeiter die Fabrik. Geschichten wie diese passierten sicher<br />

nicht jeden Tag, als Spitze des Eisberges sind sie jedoch symptomatisch<br />

für die anarchischen Produktionsverhältnisse im damals<br />

dominierenden Wirtschaftszweig der Region. 226 In der Stickbranche<br />

konnte sich selbst der Fabriksarbeiter als kleiner Unternehmer im<br />

Unternehmen fühlen - allerdings hatte er auch das Risiko zu tragen.<br />

Daß sich die Sozialdemokraten an solchen Verhältnissen<br />

buchstäblich die Zähne ausbissen, ist offensichtlich.<br />

Parallel zur Werbung um die vorwiegend heimindustriellen<br />

Sticker versuchte Erd auch in die Fabriksarbeiteragitation einzusteigen.<br />

Zu diesem Zweck begann er bereits einen Monat nach<br />

Übernahme des Sekretariates mit einer systematischen Erhebung<br />

über Löhne, Arbeitsverhältnisse und Preise. 227 Als ehemaliger<br />

Funktionär der Innsbrucker Krankenkasse verschaffte er sich Zutritt<br />

zu den Lohnbüros einiger Vorarlberger Fabriken. 228 Bald jedoch<br />

wurden die Industriellen auf dieses im strengen Sinn des Gesetzes<br />

illegale Treiben aufmerksam: Erd wurde bei allen weiteren<br />

einschlägigen Versuchen, zu Zahlenmaterial zu gelangen, hochkantig<br />

hinausgeworfen. Nicht genug damit, Ende 1906 mußte er<br />

wegen Amtsanmaßung für drei Tage in den Arrest. 229<br />

Erd kam also, wie die Beispiele zeigen, mit großem persönlichem<br />

Einsatz seinen Pflichten nach. Auch die Statistik spricht eine<br />

eindeutige Sprache: Im ersten Jahr seiner Tätigkeit trat er durch-<br />

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