"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Andere freisinnige Honoratioren hingegen, wie der Stadtrat und
Rechtsanwalt Dr. Baptist Biedermann, leisteten den Sozialisten,
die sich nach wie vor fast ausschließlich aus dem Handwerkertum
rekrutierten, so gut es ging Schützenhilfe. lo05 Auch das Organ der
örtlichen Liberalen, der 'Anzeiger für die Bezirke Bludenz und
Montafon', sprach sich - entgegen der Position der Getznerschen
'Kompagnisten' - verklausuliert für eine Duldung des Arbeiterbildungsvereines
aus. 1006
"Da schau her, christliches Volk von Vorarlberg ", replizierte das
'Volksblatt', "da schaut der Bockfuß der Freimaurerei heraus. "1007
Trotz zahlreicher medialer Angriffe aus dem konservativen Lager,
das während des Sommers 1890 mit einer ganzen Serie von Arti­
keIn die Öffentlichkeit in seinem Sinne zu mobilisieren trachtete,1008
wuchs die Arbeiterorganisation kräftig. Am Ende des ersten
288 Vereinsjahres waren 42 Genossen - eine für damalige Verhältnisse
beträchtliche Anzahl - in Bludenz organisiert. 1009 Es schien sich zu
bewahrheiten, daß die sozialistische Organisation dem etwas bie­
deren katholischen Gesellenverein den Rang abzulaufen drohte.
"Vor ungefähr einem Dezennium war es", klagte das 'Volksblatt',
"als einige brave Gehilfen aus aller Herren Länder zusammenwirkten,
einen Gesellenverein nach Vater Kolpings Satzungen dahier
ins Leben zu rufen. Langsam, nur Schritt für Schritt gelang es,
diesen schönen Zweck zu verwirklichen und den Argwohn, welcher
anfangs diesem Vereine, besonders von extrem liberaler Seite, entgegengebracht
worden ist, zu beseitigen. "1010
Nachdem der Kolpingverein unter der Führung der beiden deut­
schen Uhrmachergesellen Amelung und Fesenmayer mühselig aufgebaut
und stabilisiert worden war,IOll drohten nun die Felle davon­
zuschwimmen. Würde der Funke auch auf die rund 1.500 Fabriks­
arbeiter und -arbeiterinnen überspringen, wäre Feuer am Dach.