"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Inzwischen war im Arbeiterbildungsverein eine neue Generation
von Mitgliedern und Kadern herangewachsen, wobei sich vor allem
der neue Obmann Alois Knöbl bemühte, das Vereinsleben wieder
stärker anzukurbeln. Unter anderem versuchte er, einen Fortbildungskurs
im Rechnen und Schreiben sowie für die Kleinmeister
im Buchführen zu organisieren. Da man zur Anstellung eines Privatlehrers
nicht über die nötigen Geldmittel verfügte, wandte sich
Knöbl an den Bürgermeister und gleichzeitigen Vorstand des unter
liberaler Patronanz stehenden Ausschusses der gewerblichen Fortbildungs
schule, in der die Lehrlinge von Bludenz und Umgebung
ihren theoretischen Unterricht erhielten. Er bat, man möge es den
Genossen erlauben, kostenlos den Lektionen, die sonn- und feiertags
erteilt wurden, beizuwohnen. Erwachsene Männer wären also
bereit gewesen, nach der schweren Arbeitswoche neben Halbwüchsigen
die Schulbank zu drücken.
"Aber welche grandiose Täuschung! - Kein Platz, kein Lehrer und 295
- was die Hauptsache ist - kein Wille. " 1035
Alois Knöbl und seine Mitgenossenwaren vom Bürgermeister kalt
abgefertigt worden. Aus einem längeren Artikel, den die Bludenzer
Sozialisten in ihrem Organ veröffentlichten, spricht die ohnmächtige
Wut gegen die liberale Honoratiorenschaft im Umfeld der Fabrikantenfamilie
Gaßner, die in Sonntagsreden nicht ungern forderte,
das 'vom Klerikalismus geknechtete Volk' der Unwissenheit zu
entreißen:
"Wähnt sich denn diese Brut des Gaßnerhorstes in moralischer
Beziehung nicht etwa besser als die klerikale und christlich-soziale
Sippe Vorarlbergs? Da täuschen sie sich aber gewaltig. Denn sie
sind von uns Sozialdemokraten schon seit langem entpuppt und
werden wissen, daß wir sie nicht anders wie jeden anderen, der an
der Volksbildung einen Terrorismus ausübt, behandeln und sie mit
Verachtung strafen. "1036