"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

1. Die Entwicklung der sozialdemokratischen
Landesparteiorganisation Vorarlbergs während
der Monarchie
1.1. DIE VORLÄUFER (1867-1893)
Seit jeher zählt Vorarlberg zu den schwächsten Teilen der sozialdemokratischen
Arbeiterbewegung in Österreich. Dabei hatte es
schon sehr früh begonnen. Bereits 1867, im Jahr der Gründung des
ersten österreichischen Arbeiterbildungsvereines in Wien, konstituierten
der 'ewige Adjunkt' Kaspar Moosbrugger 5 und dessen
Schwager, der Bregenzerwälder Kleinbauer und Volks schriftsteller
Franz Michael Felder, eine frühsozialistische Vorarlbergische Partei
der Gleichberechtigung, der Proudhon und Lassalle Pate gestanden
waren. Nach dem Tod des erst 30jährigen Dichters am 26.
April 1869 kam der am Bludenzer Bezirksgericht arbeitende
Moosbrugger zu der Erkenntnis, daß an ein Ausbrechen aus der 13
Isolation vorerst nicht zu denken war, und ließ von seinen Parteiautbauplänen
ab. 6
Im Sommer 1869 konstituierte sich unter tatkräftigster Mithilfe
liberaler Bürger in der späteren Landeshauptstadt der erste Arbeiterbildungsverein
nach Modell Schulze-Delitzsch. 7 Dem Bregenzer
Beispiel folgten Dornbirn (1873), Bludenz (1873), Hohenems
(1874) und Hard (1875). Mit Ausnahme von Hohenems gerieten
die organisierten Handwerker und Arbeiter sehr bald in sozialdemokratisches
Fahrwasser, bis sie sich auf einem in Lindau abgehaltenen
Gauverbandstag der Arbeiterbildungsvereine der Bodensee­
Region im Mai 1877 schließlich als "Vollblut-Sozialdemokraten
gerierten". 8
N ach diesem offenen Bekenntnis griff die Behörde rigoros
durch und verfügte kurzerhand die Auflösung sämtlicher Organisationen.
Lediglich die Hohenemser 'Selbsthilfler' kamen unge-