"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Die Frauen fanden weit mehr Interesse an praktischer Betätigung
und gemeinsamer Unterhaltung. Die Leitung kam diesem Bedürf­
nis entgegen und organisierte Koch- und Nähkurse, aber auch
Kränzchen und sogenannte Plauderabende. 1111 Besonders letztere
scheinen großen Anklang gefunden zu haben: Manche Fabriksar­
beiterin und Mutter konnte so dem häuslichen Streß und Trott für
ein paar Stunden entfliehen.
Die Attraktivität solcher Veranstaltungen wurde bewußt dazu
verwendet, die Frauen an die Organisation zu binden. Nach einem
erfolgreichen Nähkurs im Frühjahr 1910 appellierte Ob frau Ulm:
"Undank wäre es zu denken: Jetzt ist der Nähkurs vorbei, nun lasse
ich Organisation Organisation sein."1112 Auch einem "überaus gut
besuchten"1113 Schürzenkränzchen im darauffolgenden Herbst folg­
te der obligate Aufruf:
"Und nun, Genossinnen, geht es wieder an die ernste Arbeit; die
gemütlichen Stunden, die Ihnen die Organisation bereitete, sind
wieder vorüber, jetzt gilt es, mit neuem Eifer wieder an dem Aufbau
der Organisation zu arbeiten. "1//4
Als 1913 die rührige Funktionärin Ulm wegen Schwierigkeiten an
ihrem Arbeitsplatz in die Schweiz migrierte - sie hatte für die
streikenden Weberinnen bei 'Herrburger & Rhomberg' in Dornbirn
Geld gesammelt -, befand sich die Bregenzer Frauenorganisation
"im Zeichen der Stagnation".1115 Die nunmehr von Maria Spindler,
Babette Strassek und Fanny Pruscha geleitete Gruppe hielt bei
einem Mitgliederstand von 25 Frauen. 1I16 Einen neuerlichen Auf­
schwung erlebte die Sektion im Zuge der allgemeinen Politisierung
während des Weltkrieges. Den Wendepunkt markierte der Frauen­
tag von 1916:
"Genosse Rauscher aus Feldkirch sprach in einem einstündigen
Referat in vorzüglicher Weise über die Leiden der arbeitenden
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