"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

2. Milieu und Öffentlichkeit
Die Ortsgruppen der Sozialdemokratischen Partei Vorarlbergs
Wendet man sich den einzelnen Ortsgruppen der sozialdemokratischen
Bewegung Vorarlbergs in der Monarchie zu, so ergibt sich
ein sehr differenziertes Bild. Wie bereits mehrfach erwähnt, bildete
die Existenz eines Industrieproletariats noch keineswegs eine hinreichende
Voraussetzung für das Entstehen einer sozialdemokratischen
Organisation. Orte wie Kennelbach, Wolfurt, Schwarzach,
Satteins oder Thüringen sind Beleg dafür.
In die zwei großen Nebentäler Vorarlbergs, den Bregenzerwald
und das Montafon, konnte die Sozialdemokratie überhaupt nicht
vordringen. 49o Obwohl es in beiden Tälern ausgeprägte liberale Traditionen
gab, entstanden nicht einmal Ansätze eines Organisations-
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Ein ähnliches Bild zeigten auch die agrarisch-heimindustriell
dominierten Gemeinden an den Rändern des Rheintals und des
Walgaus. Von isolierten, mehr oder weniger eingeschüchterten Einzelkämpfern
abgesehen, gab es dort keine Sozialdemokraten. So
konnte zum Beispiel der örtliche 'Volksblatt' -Korrespondent von
Sulz 1898 anläßlich einer abgeschlossenen Volksmission berichten:
"Vorbei sind die gnadenreichen Tage der hl. Mission . ... Auch die
Jünglinge und Männer erschienen recht fleißig bei den Predigten,
und über 600 hl. Kommunionen wurden ausgeteilt . ... Die Nachbargemeinden
wurden gebeten, sich nicht an der Mission in Sulz
zu beteiligen, damit die Sulzer in der sonst zu kleinen Kirche eher
Platz hätten. Nur zwei Sozi hier gingen nicht zu den Sakramenten.
"491
Ganz Sulz bei der Kommunion - nur die beiden dorfbekannten
Sozialisten nicht!