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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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Den absoluten Tiefstand erreichte die Bewegung im Jahre 1907,<br />

gerade zu jenem Zeitpunkt, als erstmals das so schwer erkämpfte<br />

allgemeine, gleiche und direkte Männerwahlrecht zur Anwendung<br />

gelangte. Entgegen den Erwartungen der <strong>Genossen</strong> brachte die<br />

Wahl ein katastrophales Ergebnis . . Von 465 abgegebenen gültigen<br />

Stimmen entfielen auf die Sozialdemokratie lediglich vier. 698<br />

Zwei Jahre später sollte sich das Blatt wieder einmal wenden:<br />

Bei der Landtagswahl von 1909 gewannen die Sozialisten beachtli -<br />

che 109 Stimmen. Der Zuzug einiger organisierter Arbeiter hatte<br />

wiederum frischen Wind in die Höchster Bewegung gebracht. Zudem<br />

politisierte ein von Kaplan Julius Amann eröffneter "gehässiger<br />

Kampf'699 zahlreiche bislang indifferente Bürger der Gemeinde.<br />

Im ersten Schreck, den mehr als hundert sozialistische Stimmen<br />

ausgelöst hatten, bezichtigten die Christlichsozialen die <strong>Genossen</strong><br />

des Wahlschwindels:<br />

"Es sind hier wenig fremde Arbeiter", schrieb das 'Volksblatt', 195<br />

"aus denen sich in der Regel die Sozi rekrutieren, daher darf man<br />

um so mehr glauben, daß die auffaUende Zahl auf den Wahlzetteln<br />

nur eine gemachte war. "700<br />

In der Folge erlebte die Gemeinde eine wilde Dauerpolemik, die<br />

via Presse zwischen Kaplan Amann und Tischlermeister Adelreich<br />

Nagel ausgetragen wurde. 70' Zuletzt mischte sich auch der sozialistische<br />

Partei sekretär Eduard Ertl in die Auseinandersetzung:<br />

"Es ist der schändlichste Mißbrauch der Religion, merken Sie<br />

sich 's, Herr Kaplan, wenn ein Nachfolger Gottes, der im wüsten<br />

politischen Kampf immer vorgibt, die Religion zu schützen, selbst<br />

aber Tugend, Duldsamkeit, Demut, Toleranz und Nächstenliebe mit<br />

Füßen tritt, im Auge des Nächsten stets einen Splitter sieht und den<br />

Balken im eigenen Auge nicht gewahr wird. Wir sind deshalb keine<br />

Lausbuben - wie Sie uns titulieren -, weil wir nicht ebenso unanständig<br />

polemisieren wie Sie. "702

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