"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

"Dem Kleingewerbe kann nur dann geholfen werden, wenn es sich
der Sozialdemokratie anschließt. "1018
Die Zielgruppe der sozialdemokratischen Agitation blieb auch in
der Folge das Handwerkerturn, aus dem sich ja die lokale Bewegung
rekrutierte. Auf der ersten Wanderversammlung des gerade
konstituierten Politischen Vereines für Vorarlberg, durchgeführt am
3. April 1893 im Bludenzer Gasthaus 'Zum Kreuz', hielt Johann
Coufal ein zweistündiges Referat zum Hauptthema: Die Lage der
Kleingewerbetreibenden. 1019
Im übrigen - das sei hier kurz eingeflochten - verlief das große
Aufschwungsjahr 1893 in Bludenz im Gegensatz zu den Unterländer
Gemeinden eher ruhig.
Für den 28. Oktober 1894 hatten die Sozialisten wiederum eine
Volksversammlung anberaumt. Als Redner war diesmal der Vorarlberg-Redakteur
der 'Volks-Zeitung', Johann Schramm, angekündigt,
der über Sozialdemokratie und Mittelstand sprechen wollte.
Allerdings hatten die lokalen Christlichsozialen inzwischen ihre
Scheu abgelegt, den auf absteigendem Ast sitzenden Genossen in
einer öffentlichen Konfrontation die Schneid abzukaufen. Mit ihrem
zahlreich erschienenen Anhang polten sie die Versammlung kurzerhand
um. Zwar ließen sie auch Schramm zu Wort kommen, reservierten
aber einen Gutteil der Redezeit ihren eigenen Leuten. 1020
Im Zuge der allgemeinen Klimaverschlechterung, die man den
Genossen angedeihen ließ, fühlte sich auch die bislang eher
zurückhaltende politische Regionalbehörde bemüßigt, mehr antisozialistische
Flagge zu zeigen. So wurde im Februar 1894 beim damaligen
führenden Kopf der Bewegung, dem Bezirksvertrauensmann
Kapaunigg, eine Hausdurchsuchung mit einer Beschlagnahme
allgemein käuflicher Broschüren und Bücher durchgeführt.
Selbst sozialdemokratische Krawattennadeln verfielen der Konfiskation
durch die schikanösen Polizeiorgane. Um die Sache auf die
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