"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

den Kapitalismus zusammengetragen, so bricht unverhofft die
kapitalistische Springflut hervor und reißt das kleine Mäuerchen
wieder um. Wir fangen von vorne an zu bauen, fester, vorsichtiger.
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Eine bündige Erklärung für die geringe Organisationsfreudigkeit
der Vorarlberger Arbeiterschaft zu finden, bereitet einiges Kopfzerbrechen.
Zweifellos mußte ein ganzes Bündel von Ursachen zusammenkommen,
um die Bewegung so klein zu halten - obwohl
die scheinbar zentrale Voraussetzung eines zügigen Wachstums,
nämlich ein hoher Industrialisierungsgrad, gegeben war.
Zum einen muß festgehalten werden, daß wirtschaftsstatistischen
Daten nur bedingte Aussagekraft hinsichtlich subjektivem
und objektivem Klassenstatus zukommt. Die beachtliche Anzahl fabriksindustrieller
Sticker blähte zwar die entsprechenden Werte der
Berufsstatistik auf, sie galten der Bewegung jedoch - wie bereits
118 dargestellt - als Abschreibposten. Zentrum ihrer lebensgeschichtlichen
und damit politischen Perspektive war der jeweils nächste
Boom mit seinen saftigen Lohnanstiegen und nicht eine systematische
Erkämpfung besserer Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Anders gelagert war der Fall bei den Arbeiterinnen und Arbeitern
der·Baumwollindustrie, die überall in einem geradezu sprichwörtlich
distanzierten Verhältnis zu Partei und Gewerkschaft standen.
"Die Textilarbeiter waren immer ein schwer zu organisierendes
Element", bemerkte Ernst Hübel im theoretischen Organ der
SDAP. "Hindernd wirkt, daß die Textilarbeiter eine fast durchwegs
ungelernte Arbeiterschaft sind und sich die wenigen Handgriffe
zur Bedienung der Maschinen in der Regel sehr bald aneignen,
was sie leicht ersetzbar macht. Dazu kommen noch die mehr als
50 Prozent der gesamten Arbeiterschaft zählenden Frauen und
Kinder, die von vornherein schwieriger zu organisieren, zum Teil
ganz unorganisierbar sind. " 442