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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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nachteiligung durch die Wahlgesetze war die sozialistische Arbeiterbewegung<br />

in Vorarlberg normalerweise gezwungen, als Kompromisse<br />

bezeichnete Wahlbündnisse mit der ihr politisch noch am<br />

nächsten stehenden freisinnigen Partei einzugehen. Da diese Bündnisse<br />

meist den liberalen Seniorpartner bevorzugten, wurden sie<br />

mehr und mehr zum sauren Apfel, in den die Parteibasis nur widerwillig<br />

biß. Um so verständlicher erscheint die Freude über den<br />

selbständig errungenen Sieg der Sozialdemokraten Dornbirns, die<br />

nach Ansicht der <strong>Genossen</strong> und Genossinnen meist nur "gut genug<br />

(waren), den Herrn Freisinnigen die Kastanien aus dem Feuer zu<br />

holen, dafür aber Undank"794 ernteten.<br />

In der Folge nahmen sich die vier Ausschußmitglieder, nämlich<br />

Parteisekretär Eduard Ertl, Maschinist Thomas Rein, Sticker Franz<br />

Rusch und Buchbindermeister Franz Pazout (sprich: Paschut), ein<br />

umfangreiches Arbeitspensum vor, zu dessen Schwerpunkten vor<br />

allem die Erstellung eines kommunalen Wohnraumbeschaffungs- 225<br />

programmes gehörte. 795 Bereits im Wahlkampf hatte ja die Wohnungsfrage<br />

zu den zentralen Inhalten der Sozialisten gehört. 796<br />

Um ein plastischeres Bild der Misere auf diesem Gebiet zu<br />

zeichnen, die unter dem Schutzschild der Gartenstadt-Metapher<br />

mit Vorliebe verdrängt wurde, sei hier eine etwas längere Passage<br />

aus der Erzählung eines betroffenen Arbeiters aus dem Jahre 1909<br />

zitiert:<br />

"Wer einmal auf der Wohnungssuche war, wird mir bestätigen, daß<br />

in Dornbirn eine Wohnungsnot ist. Letzthin erzählte mir ein Hausherr<br />

in der Moosmahdstraße, daß 20 Parteien sich um eine ausgeschriebene<br />

Wohnung erkundigten. Auch ich war auf der Suche<br />

nach einer Wohnung; die erste Frage war stets: 'Haben Sie Kinder?<br />

- 'Ja, aber ich kann sie doch nicht totschlagen!' - 'Das weiß<br />

ich wohl, aber ich gebe meine Wohnung nur an eine Partei ohne<br />

Kinder oder höchstens mit einem Kinde!' - So und ähnliche Antworten<br />

bekam ich meistens. Ein Arbeiter, der mit fünf oder mehr

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