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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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werden. 518 Bald griff die personell und daher auch finanziell potentere<br />

Organisation der Verkehrs bediensteten gelegentlich dem 'grossen<br />

Bruder' Arbeiterbildungsverein unter die Arme. 519<br />

Der Fach- und Unterstützungsverein wuchs mit beeindruckender<br />

Geschwindigkeit. 1895 mit 26 Mitgliedern gegründet,<br />

zählte er drei Jahre später bereits 93 Organisierte. 52o Katastrophale<br />

Arbeitsbedingungen wie überlange Dienstzeiten, kärglicher Lohn<br />

und eine hohe Unfallhäufigkeit machten so manchen Eisenbahner<br />

zum <strong>Genossen</strong>.<br />

"Leider", bemerkte selbst das christlichsoziale 'Volksblatt', "sieht<br />

der Großkapitalist, genannt 'Staat', den anderen Großkapitalisten<br />

auf ein Haar gleich und hat am Wachstum und Erstarken der Sozialdemokratie<br />

ebensoviel Schuld wie der nächstbeste Schlotbaron<br />

oder Bergwerkskönig. "521<br />

Der rasche Aufschwung der Organisation ist unter anderem darauf<br />

zurückzuführen, daß mißliebige, sprich sozialdemokratische Bedienstete<br />

anderer Kronländer nach Vorarlberg strafversetzt wurden.<br />

"Es scheint", meinte ein zeitgenössischer Beobachter, "daß man<br />

bei der k. k. Staatsbahn-Verwaltung das kleine Ländchen so quasi<br />

als ein Sibirien en miniature betrachtet. "522<br />

In den 1890er Jahren richtete sich die Kritik der Eisenbahner<br />

hauptsächlich gegen die unmenschlich langen Arbeitszeiten. Unter<br />

den zahllosen Beispielen sei hier der Fall eines Aushilfsschaffners<br />

erwähnt, der innerhalb eines Zeitraumes von 59 Stunden 47 im<br />

Dienst verbringen mußte. 523 Da durch Übermüdung des Personals<br />

auch die Passagiere einer starken Gefährdung ausgesetzt waren<br />

und massive Kritik in der Öffentlichkeit einsetzte, kamen die Eisenbahner<br />

schrittweise in den Genuß längerer Ruhepausen und<br />

kürzerer Arbeitszeiten. Hingegen blieben die extrem niedrigen<br />

Löhne bis zum Ende der Monarchie ein Stein des Anstoßes. Die<br />

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