"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

5. "Der letzte Hammerschlag ist längst verklungen ... "
Die sozialdemokratischen Kultur- und Sportorganisationen
Die Errichtung von Nebenorganisationen ist ein relativ spät einsetzendes
Phänomen in der Konstituierungsphase der Vorarlberger
Sozialdemokratie. In den Arbeiterbildungsvereinen der 1890er und
frühen 1900er Jahre bestand wenig Neigung, Politik, Kultur und
Sport als getrennte Organisationsbereiche aufzufassen. Es wurde in
dieser Zeit lediglich zweimal der Versuch unternommen, je eine
Arbeitergesangsektion innerhalb des Dornbirner und des Bregenzer
Bildungsvereines - eine alte Tradition in dieser Organisationsform
l257 - zu etablieren.
Erst als die von der Wiener Partei zentrale nach 1900 zunehmend
geforderte Umwandlung von Arbeiterbildungsvereinen in
Ortsgruppen der Sozialdemokratischen Partei auch in Vorarlberg 351
langsam zu greifen begann, entwickelten sich - und zwar relativ
ungleichzeitig - Strukturen heraus, die die Gründung von Nebenorganisationen
möglich machten. Dieser Prozeß wurde wesentlich
durch das Anwachsen des innerparteilichen Gewichtes der organisierten
Eisenbahner gefördert.
Die Organisationen bildeten ein beachtliches Element sowohl
der Binnen- als auch der Außenintegration. Mit ihrer Hilfe konnten
sich - zumindest in den größeren Städten des Landes - sozialdemokratische
Milieus entwickeln. Gleichzeitig waren die Parteiund
Lagergrenzen im Bereich der Kultur- und Sportorganisationen
am durchlässigsten. So konnte man beispielsweise den Bregenzer
Naturfreunden auch als Nichtparteimitglied beitreten. Über diesen
Weg der sozialen Integration gelangten nicht wenige - über Freunde
oder Arbeitskollegen - in das Umfeld der sozialdemokratischen
Bewegung.