"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Zu den gesundheitlichen Schwierigkeiten des Sekretärs kam die
dauernde Finanznot, in der die Partei steckte. Im November 1902
mußte der Landesvertrauensmann die Reichsparteileitung ersuchen'
die monatliche Subvention von 20 auf 30 Kronen zu erhöhen,
weil man mit den Zahlungen an Pechota mehrere Monate
im Rückstand war. Diese Gehaltsschulden konnten nämlich, wie
Leibfried lapidar feststellte, "nicht zur Arbeitsfreudigkeit des Sekretärs
beitragen". 159
Auch in anderen Belangen - für die allerdings der Sekretär nur
bedingt zuständig war - ging es mit der Bewegung in den Jahren
unmittelbar nach der Jahrhundertwende bergab: So glänzend sich
1899 der Aufstieg der zu starkem Spontanismus neigenden italienischen
sozialistischen Vereine gestaltet hatte, so jämmerlich brachen
die Organisationen in der Folge wieder zusammen. 160
Ein unbefangener Gewährsmann, Romeo Soldi, der um 1900
die italienischen Arbeitsmigranten in Wien politisch zu schulen 41
trachtete, beschrieb die Hauptschwierigkeit einer kontinuierlichen
Organisationsarbeit folgendermaßen:
"Der italienische Arbeiter (ist) begeisterungsfähig, aber gerade
deshalb unbeständig. Man muß immer seine Tätigkeit und seinen
Enthusiasmus neuen Unternehmungen zulenken. Dasselbe ist notwendig,
um unter immer neuen Formen das Gefühl der Zusammengehörigkeit
wach zu erhalten, bis es zur Gewohnheit geworden ist.
Nach dem Vortrage muß man übergehen zu Ausflügen, zu Festen,
Bällen, Gesangsvorträgen, zum Unterricht, zu speziellen Unternehmungen.
"161
Studiert man die zeitgenössische Presse im Lande, so gewinnt man
den Eindruck, daß nicht nur die einfachen italienischen Mitglieder,
sondern auch deren Funktionäre nach 1900 vielfach wieder in die
"sprichwörtlich gewordene trentinische Teilnahmslosigkeit"162 verfielen.