28.10.2013 Aufrufe

"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Selbstverständlich stellte man auch die christliche Presse in den<br />

Dienst des konservativen Gegenangriffs. Nummer um Nummer<br />

und in allen denkbaren Abwandlungen warnte das von Klerikern<br />

geführte 'Volksblatt'83 vor den Sozialdemokraten und deren "blutroter<br />

Revolution". 84 Sogar der ausschließlich für die bäuerliche<br />

Bevölkerung geschriebene 'Landbote von Vorarlberg' sah sich<br />

genötigt, dieses Thema aufzugreifen. Ein fiktives Mütterchen aus<br />

dem hintersten Montafon, das so bald keinen leibhaftigen 'Sozi'<br />

sehen sollte, wurde politisch belehrt:<br />

"Nun, liebes Wieble, die Sozi oder die Sozialdemokraten sind<br />

in der Regel junge Bürschlein ohne Schnauzer, ... und nach<br />

ihrem Geburtsorte sind die allermeisten Fremdhäßige,<br />

d. h. sie sind außer Vorarlberg geboren und stehen hier<br />

in Arbeit und Dienst oder sind extra hergeschickt worden,<br />

um unser Heimatland Vorarlberg sozialdemokratisch<br />

zu machen . ... Das sind schöne Kerle, nicht wahr? "85<br />

In der Tat waren viele der 'fremdhäßigen' 86 <strong>Genossen</strong> im Vergleich<br />

zu den honorigen Politikern der anderen Parteien noch relativ jung.<br />

1893 lag das Durchschnittsalter der wichtigsten Funktionäre der<br />

Vorarlberger Sozialdemokratie - es handelte sich ausschließlich<br />

um <strong>Handwerker</strong> - bei 32 Jahren. 87 Eine Ausnahme unter diesen<br />

fortgesetzt als "grüne Sozi mit roten Krawatten"88 titulierten <strong>Genossen</strong><br />

bildete lediglich <strong>Johann</strong> Coufal. Er war erst im letzten Jahrzehnt<br />

seines 50jährigen Lebens und damit relativ spät zur Sozialdemokratie<br />

gestoßen. 89<br />

Coufal hatte sich zunächst sehr stark mit der katholischen Gesellenbewegung<br />

identifiziert und stand mit Anton Gruscha, dem<br />

Mentor des Kolpingwerkes in Österreich und späteren Erzbischof<br />

von Wien, in regem Verkehr. 90 Seine umfassenden Kenntnisse, vor<br />

allem in Religionsfragen, sowie sein militantes Auftreten machten<br />

ihn für einige Zeit zum Schrecken der Christkonservativen Vorarl-<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!