"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

'Pellinis Bierkeller'. Wie dem Fuchs, dem die Trauben zu hoch
hingen, machte man aus der Not eine Tugend - auch eine Facette
politischer Alltagskultur. Die verhältnismäßig bescheidene Zusam­
menkunft "wollte sich eben nicht durch die Schaustellung von
übermäßigem Pomp den Titel eines Festes erwerben". 1015
Nicht genug, daß Hermann Gaßner den schon etwas übermütig
gewordenen Sozialisten beim groß angekündigten Gartenfest den
Wind aus den Segeln genommen hatte, er begann mit der Konstitu­
ierung des Vereines für Bildung und Fortschritt, ihnen nun auch
systematisch das Wasser abzugraben.
Viele gewerbliche Arbeiter, mußte man auf der Landesversammlung
Ende 1891 eingestehen, wurden durch die liberale Offensive
"der Bewegung entfremdet". 1016 Auch aus seinen Fabriken
relegierte er jeden, der nur im Verdacht stand, mit den Sozialisten
zu sympathisieren. Ende 1891 fragten die Genossen polemisch-
290 zornig via Presse bei Gaßner, dem Obmann des Fortschrittsvereines
an,
"ob das auch ein Stück ersprießlichen Wirkens auf dem Gebiete
des Fortschrittes und des großen Werkes (sei), wenn ein 52jähriger
Familienvater mit einer krüppelhaften Frau und zwei Kindern
mitten im Winter auf das Pflaster gewoifen wird, bloß weil er im
Geruche steht, Sozialist zu sein. "1017
Zur Rück- und Neugewinnung der Gesellen, aber auch der Klein­
meister, kamen die Arbeiterbildungsvereine Vorarlbergs überein,
den 1. Mai 1892 korporativ in Bludenz zu feiern - quasi als Gene­
raloffensive en miniature.
Hauptredner J ohann Flöckinger ging in seinem Referat "in sehr
scharfen Worten auf die Lage der Gewerbetreibenden von Bludenz
ein, welche alle von dem allgewaltigen und ganz Bludenz beherrschenden
Millionengeldsack abhängig" seien. Am Schluß faßte
Flöckinger zusammen: