"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

le der Uneinbringlichkeit sollte Berchtold fünf, sein Kollege 40 Tage
arretiert werden. 503 Daß bei solchen Strafausmaßen sich viele eines
politischen Engagements enthielten und die Bewegung mitunter
in tiefe Lethargie verfiel, ist verständlich.
Auf die Tatsache, daß sich die Bregenzer Arbeiterschaft am
1. Mai des Jahres 1890 aufgrund massiver staatsmachtlicher Einschüchterung
nur in Ausnahmefällen getraute, Werkstätten und Fabriken
zu verlassen, wurde bereits verwiesen. Statthaltereirat St.
Julien hatte alles darangesetzt, den von der sozialistischen Führung
propagierten legalen Charakter des 1. Mai zu bestreiten. Er ließ · in
der Presse die Kundmachung publizieren:
"Bei der zur Zeit in weiten Kreisen der gewerblichen und industriellen
Hilfsarbeiter herrschenden Agitation für eine demonstrative
Feier des 1. Mai laufenden Jahres tritt vielfach das Bestreben der
im Hintergrund stehenden Urheber und eigentlichen Leiter der Be-
140 wegung hervor, der geplanten Demonstration einen Anschein von
Gesetzlichkeit zu geben, und es hat in Folge dessen bei einem
großen Teile der beteiligten Arbeiter tatsächlich die Auffassung
platzgegri.tJen, daß sie ein Recht haben, den 1. Mai ohne Rücksicht
auf ihren Arbeitsvertrag und die Arbeitsverhältnisse überhaupt als
einen von ihnen selbst festgesetzten Arbeiter-Feiertag zu begehen.
Ich sehe mich daher ... ve ran laßt, dieser irrigen Auffassung entgegenzureten
und die Arbeiter in ihrem eigenen Interesse rechtzeitig
darauf aufmerksam zu machen, daß die eigenmächtige Einstellung
der Arbeit am 1. Mai dieses Jahres ohne Zustimmung der Arbeitgeber
gesetzlich unzulässig ist. "504
Bereits zwei Tage zuvor hatte die Vorarlberger Unternehmerschaft
über die Zeitungen kundgetan und auch in den Fabriken plakatieren
lassen, daß alle feiernden Arbeiter sofort den ausstehenden
Lohn und das Arbeitsbuch abholen können. Eine Ausnahme bildeten
lediglich die Bregenzer Handwerksmeister, die "glaubten, sich
aus verschiedenen Gründen nicht auf diesen Standpunkt stellen zu