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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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einmal eine größere Gruppe von Italienern und Italienerinnen, unter<br />

der roten Fahne singend und scherzend durch die Seeanlagen zu<br />

streifen. Postwendend forderte die größte Zeitung des Landes:<br />

" Wir protestieren hiermit gegen dieses Vorgehen in unserer Stadt<br />

und erwarten sicher, es werde in Zukunft Vorsorge getroffen, daß<br />

die italienischen Arbeiter, welche uns die echtdeutschen Fabrikanten<br />

ins Land gebracht, nicht so ohne weiteres Versammlungen halten.<br />

"1173<br />

Das 'Volksblatt' hatte seinen Appell offensichtlich nicht an taube<br />

Ohren gerichtet: Ein derartiger Fall kam in ganz Vorarlberg nie<br />

mehr vor.<br />

Migrantenversammlungen waren somit nur unter der Schirmherrschaft<br />

der einheimischen Parteien, namentlich der um die italienische<br />

Wählergunst buhlenden Sozialdemokraten und Christlichsozialen,<br />

beziehungsweise unter der Patronanz kirchlicher Institutionen<br />

möglich.<br />

Dabei verstanden es vor allem letztere virtuos, die Gefühle der<br />

Einwanderer anzufachen: Innere Missionierungen - durchgeführt<br />

von eigens aus dem Trentino angeforderten Mönchen - entluden<br />

sich nicht selten in kollektiven, durch überwältigendes Heimweh<br />

ausgelösten Weinaffekten Hunderter Menschen.<br />

So wird über eine Mission für 500 italienische Arbeiter und Arbeiterinnen<br />

berichtet, deren Schlußgottesdienst in der Kirche von<br />

Bludesch - einer Ortschaft im Walgau - abgehalten wurde:<br />

"Um halb drei Uhr bestieg Signore Padre Sissinio die Kanzel, um<br />

die letzten Ermahnungen an seine Conpatrioti zu richten, die Kopf<br />

an Kopf gereiht die Kirche überfüllt hatten . ... Äußerst rührend war<br />

sein Abschied, sein Segen. Wohl zwanzigmal drang das von höchsten<br />

Affekten begleitete Addio des Predigers von der Kanzel und<br />

erfaßte die Herzen der Anwesenden mit solcher Mächtigkeit, daß<br />

kein Auge trocken blieb! "1174<br />

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