"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Der Bund, an dessen Spitze selbstverständlich Karl Drexel stand,
bildete eine Art Parteileitung und ermöglichte eine straffere und
damit schlagkräftigere Führung der Gesamtorganisation. Nach einem
halben Jahrzehnt Aufbauarbeit hatte die 'schwarze' Arbeiterbewegung
also zur Sozialdemokratie aufgeschlossen und war drauf
und dran, diese zügig zu überholen.
Lückenloses Zahlenmaterial über den Mitgliederstand aller im
Arbeiterbund vereinigten Organisationen liegt erstmals aus dem
Jahre 1906 vor. Es dokumentiert, rein quantitativ betrachtet, daß
die katholische Bewegung mit offiziell rund 1500 Mitgliedern damals
der sozialdemokratischen bereits um einige Längen voraus
war (vgl. Anhang, Tabelle 2).
Nun ist Papier bekanntlich geduldig. Besonders dann, wenn politische
Organisationen, welcher Farbe auch immer, ihre Mitgliederzahlen
veröffentlichen. Es empfiehlt sich daher, zur Erlangung
größerer Objektivität auch nach anderen Kriterien Ausschau zu
halten.
Als wichtiges Korrektiv für eine realistische Einschätzung der
Stärke einer politischen Bewegung erweist sich deren Kassagebarung:
Karteileichen zahlen nämlich in der Regel keine Mitgliedsbeiträge.
Auch in dieser Hinsicht kann und muß der katholischen
Arbeiterbewegung Vorarlbergs ein exzellentes Zeugnis ausgestellt
werden. Die 400 Mitglieder des Dornbirner Vereines zum Beispiel
brachten jährlich 10.000 Kronen an Beiträgen auf. 487 Das entsprach
etwa 3.500 Durchschnitts-Tageslöhnen in der lokalen Textilindustrie
488 - zweifellos ein Zeugnis hervorragender Zahlungsmoral
und damit hoher Identifikation.
Dafür wurde den Leuten aber auch etwas geboten. Es ist völlig
klar, daß keine andere Partei oder Organisation im Vorarlberg jener
Jahre eine so reichhaltige Palette an Aktivitäten anbot wie die katholische
Arbeiterbewegung Dornbirns. Sehr zum Ärger der Sozialdemokraten:
131