"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

für die SDAP, das entsprach etwas mehr als einem Viertel der insgesamt
für die Partei abgegebenen Stimmen. 1181 Daraufhin verlangte
der Feldkireher Kapuzinerpater Sebastian, der in Hard schon
mehrere Migrantenmissionen abgehalten hatte, von den Mitgliedern
der 'Ausländerkolonie' eine schriftliche Erklärung, daß sie
durch die Wahlagitation der Sozialisten getäuscht worden seien. 1182
Die Italiener lehnten dieses Ansinnen jedoch rundweg ab, worauf
der Pater beleidigt erklärte, keine weiteren religiösen Belehrungen
und Feiern in Hard abhalten zu wollen. Pfarrer Ulmer versuchte,
die Schlappe im nachhinein zu mildern, indem er den 'Umfaller'
der Italiener - korrekt gesagt: einer relativ kleinen Gruppe davon -
aus deren politischer Naivität zu erklären suchte:
"Die deutschen Sozialisten sagten ihnen, es handle sich bei dieser
Wahl um eine Verringerung der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes,
und daher sei es ihre Pflicht, mitzutun. -'Jawohl', meinten sie
334 dann, 'auch wählen!' 'großer Lohn', 'kleiner Zeit'! - Bei
sothanen ll83 Aussichten kann man es doch den übelberichteten,
armen welschen Arbeitern nicht verargen, daß sie von der Arbeit
weg im schlichtesten Arbeiterkleide zur Urne eilten. "1184
Wie die Schreibweise von Pfarrer Ulmer verdeutlicht, zeigten die
Konservativen wenig Neigung, die trentinischen Migranten als
mündige österreichische Staatsbürger zu akzeptieren. Dagegen sahen
die Sozialdemokraten in ihnen einen ernstzunehmenden politi -
sehen Faktor - zumindest in wahlarithmetischer Hinsicht. Besonders
der Obmann des Bildungsvereines Johann Baptist Kalb war
um die Italieneragitation und -integration nach Kräften bemüht.
Als Leiter des Italiener-Konsums gelang es ihm, ein Patronats verhältnis
- er wurde im Dorf scherzhaft Gianbattista gerufen - mit
den Arbeitszuwanderern aufzubauen. 11 85
Im Gegensatz zur lokalen SDAP-Führung scheint die deutschsprachige
Basis gewisse Berührungsängste gegenüber den Migran-