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"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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1.9. DIE SCHWARZE MODERNE<br />

Christliche Arbeiterbewegung in Vorarlberg (ein Exkurs)<br />

Üblicherweise gaben es Autoren, die die Arbeiterbewegung einer<br />

Region analysieren, eher billig, sobald es um deren konfessionellen<br />

Zweig geht. Die 'Arbeiterchristen' wurden in ein paar Sätzen<br />

als Spalterorganisationen 'entlarvt', deren Erforschung und Beschreibung<br />

nicht die Mühe lohnt, und das Problem war vom Tisch.<br />

Eine solche Vorgangsweise ist in Vorarlberg schon deshalb schwer<br />

möglich, weil die christliche Arbeiterbewegung in der Monarchie<br />

- zumindest läßt sich dies in quantitativer Hinsicht anstandslos behaupten<br />

- dem sozialistischen Lager mindestens ebenbürtig war.<br />

Nicht umsonst präsidiert heute in der Vorarlberger Arbeiterkammer<br />

ein Vertreter der Österreichischen Volkspartei. Diese traditionell<br />

starke Verankerung des Katholizismus und die damit verbun-<br />

124 dene hohe Attraktivität der konfessionellen Arbeiterbewegung sind<br />

ebenfalls zu den Hauptursachen sozialistischer Schwäche zu<br />

zählen. 459<br />

In den 1890er Jahren bildete sich im ultramontanen Lager Vorarlbergs<br />

hinsichtlich der sozialen Frage eine Art Doppelstrategie<br />

nach dem Muster 'Zuckerbrot und Peitsche' heraus. Die 'Peitsche'<br />

gebrauchte eine Reihe von eher schon betagteren Klerikern, die in<br />

der militanten, gegen den Liberalismus entstandenen Kasinobewegung<br />

der 1870er und 1880er Jahre politisch sozialisiert worden<br />

waren. Sie glaubten sich berufen, die 'gottlose' Sozialdemokratie<br />

mit Stumpf und Stiel ausrotten zu müssen. Auf eine Kritik<br />

gemäßigter Katholiken am streitbaren Auftreten dieser Priester<br />

antwortete ein Christ der 'scharfen Tonart' im 'Volksblatt' :<br />

"Wenn die Geistlichen zu sozialdemokratischen Versammlungen<br />

gehen, so gehen sie nicht aus Kurzweil, im Gegenteil, der Gang<br />

kostet ihnen Opfer, sondern sie gehen, um das gute Volk vor dem

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