"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

Etwa zur gleichen Zeit erhielt man auch erstmals Kontakt zu den
politisch besonders zurückhaltenden Schokoladearbeitern und -arbeiterinnen
bei 'Suchard'. Mit der Gewinnung einiger heimlicher
Sympathisanten hatten die Sozialisten dieses Reservoir bald ausgeschöpft:
Für die angestrebte Gründung einer Sektion des Reichsverbandes
der Zuckerarbeiter Österreichs waren nicht einmal die
bescheidensten Voraussetzungen vorhanden. 1070
Bedeutend mehr Erfolg verbuchte man bei der Organisierung
der Brauereiarbeiter. Seit 1906 bestand eine das ganze Land und
Imst in Tirol umfassende Ortsgruppe der entsprechenden Fachgewerkschaft,
die sich wiederum in die Zahlstellen Bregenz, Dornbirn,
Hohenems, Frastanz, Bludenz und Imst unterteilte. 1071 1909
kam noch die Zahlstelle Lustenau hinzu. 1072
Unter der Führung des örtlichen Leiters der Expositur Bludenz,
Mathias Geroldinger, entwickelte sich - zumindest legen dies die
zahlreichen Berichte über Versammlungen im 'Verbandsblatt' nahe - 303
in der Bierbrauergewerkschaft reges Leben. Auch in der Partei
wirkten die Genossen mit. So übte beispielsweise der Zahlstellenleiter
seit Herbst 1910 die Funktion des stellvertretenden Obmannes
des Bludenzer Bezirksausschusses aus,1073 das Mitglied Franz
J osef Gaßner wurde als Kandidat bei den Gemeinderatswahlen von
1910 aufgestellt. 1074
Aufgrund der Gemeindewahlreform von 1909 hatten die Sozialisten
von Bludenz neben jenen von Dornbirn 1910 "die beste, ja
sichere Gewähr, einige Genossen ohne Kompromiß in die Gemeinde
hineinzubringen" .1075 Im ersten Wahlkörper benötigte man für
ein Mandat 19, im zweiten 25, im dritten 29 und im vierten 91
Stimmen. 1076 Allein mit den rund 100 organisierten Eisenbahnern -
einmal von der dreijährigen Seßhaftigkeitsklausel abgesehen - war
mit Sicherheit die Wahl eines eigenen Mandatars gewährleistet.
Daher nahmen die Sozialisten gleich jenen in den anderen Städten