"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

starke Westausrichtung der Vorarlberger Bewegung. Selbst Karl
Renner trug dieser Tendenz in seiner Rede Rechnung:
"Am Bodensee gibt es jetzt noch einige 'Vaterländer '. Eines Tages
wird man nur ein Vaterland kennen. Wir wollen sein ein einig Volk
von Brüdern diesseits und jenseits des Bodensees und herüber wie
über den Alpen. "594
Mit der Bindung der 'Ländle' -Genossen in Richtung Osten war es
jedoch nicht besonders weit her. So wurden Versuche, über gemeinsame
Feste auf dem Arlberg mit den Tirolern besser in Kontakt
zu kommen, bald wieder aufgegeben. 595
Obzwar sich die Bewegung in Bregenz auf Organisationsebene
alles andere als erstarkt zeigte, wurde sie bei den letzten großen
Wahlen im Habsburgerstaat von einer nicht unbedeutenden Anzahl
von Menschen unterstützt - ein Phänomen, das der politisch Interessierte
damals in den meisten Orten mit einer Grundstruktur sozialdemokratischer
Anhängerschaft beobachten konnte. Man wählte
zwar die Partei, trat ihr aber nicht bei.
Bei den letzten beiden Reichsratswahlen in der Monarchie, jenen
von 1907 und 1911, gaben in Rieden-Vorkloster genau doppelt
so viele Personen der SDAP ihr Votum wie in der Stadt (vgl. Anhang,
Tabelle 1.1.). Die Stimmrelation betrug 1907 in absoluten
Zahlen ausgedrückt 234 zu 118 (= 2 : 1,01) und 1911 323 zu 177
(= 2 : 1,09). Aufgrund der höheren Gesamtbevölkerung von Bregenz
vergrößert sich die Differenz zwischen den beiden Kommunen
noch um ein beträchtliches: Während die Partei in Rieden-Vorkloster.
31,5 (1907) und 39,5 (1911) Prozent auf sich vereinen
konnte, notierte die SDAP in der Stadt bei 10,3 (1907) und 14,3
(1911) Stimmen von hundert.
Man konnte also mit dem Riedener Ergebnis, besonders bei der
1911er Wahl, zufrieden sein. In Bregenz schaute es hingegen nach
wie vor eher trist aus:
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