"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

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Besonders verbunden fühlte sich der populäre Arbeiterpriester der
Jugend. Da konnten die sozialdemokratischen Genossen ihr Heil
nur noch in säuerlicher Spöttelei suchen:
"Herr Dr. Drexel, der mit jedem kaum der Schule entwachsenen
Jungen in kameradschaftlichem Verhältnis steht - es kommt nämlich
nicht selten vor, daß so ein kleiner Knirps, mit der Pfeife im
Munde, dem hochwürdigen Herrn Präses auf der Gasse ein kräftiges
'Servus Drexel, gelt, heut gehts dir gut' und dergleichen
zuruft -, darf auf die Erfolge seiner erzieherischen Tätigkeit
hin getrost ein Patent nehmen. "472
Ein andermal mokierten sich die Sozialisten wie betuliche Anstandsdamen,
daß der Präses, wie die Vorstände der katholischen
Arbeitervereine genannt wurden, mit seinen Schützlingen beiderlei
Geschlechts "bis spät in die Nacht hinein" gefeiert habe, wobei des
Priesters Kleider "geradeso besät waren vom Koriandoliwerfen
wie jene irgendeines Fabriksmädels".473
Neben seinem überschäumenden Temperament, seiner Lebenslust
und Vitalität verfügte Drexel auch über einen brillanten Intellekt
und eine vorzügliche Rednergabe, die er in seinen politischen
Funktionen als Gemeindevertreter, Landtags-, Reichsrats-, Nationalrats-
und Bundesratsabgeordneter vielfach unter Beweis stellte.
474 Außerdem galt er als fairer Politiker und, wie sich anhand seiner
Einstellung zum Austrofaschismus gut dokumentieren läßt, 475
als konsequenter Demokrat.
Zu allem Überfluß war Drexel ein sehr gutaussehender Mann,
was ihm frei nach Lueger den Spitznamen 'schöner Karle' einbrachte
476 und die Sozialdemokraten dazu veranlaßte, jedem kleinsten
Hinweis auf vermeintliche Verletzungen zölibatärer Pflichten
des Präses nachzugehen. Sogar das Partei sekretariat in Wien wurde
mit dieser Frage belästigt, als das Gerücht aufkam, der schöne
"Karle, der Liebling der hiesigen christlichen Damenwelt" ,477 sei