"Fremdhäßige", Handwerker & Genossen - Johann-August-Malin ...

1914 die Finanzierung der Sekretärs stelle so halbwegs gesichert,
und Anton Linder konnte nach Dornbirn übersiedeln. Nach dem
Reinfall mit August Gföllner mußte der neue Mann zunächst allerdings
eine längere Probezeit durchlaufen.
"In der gestrigen Sitzung", schrieb Hermann Leibfried am 18. März
1914 an die Reichsparteileitung, "wurde auch der Genosse Anton
Linder als Sekretär definitiv angestellt. Linder bewährt sich gut; er
ist rührig, sachlich und sehr eifrig. Nur mit der Bezahlung hapert es.
In dieser Krisenzeit, die unsere Partei erschreckend mitnimmt, sind
wir nicht im Stande, die 140 Kronen Monatsgehalt aufzubringen
nebst den Agitationsauslagen, die sich auch summieren, weil die
Versammlungspropaganda höchst notwendig ist. Bis jetzt haben wir
monatlich 20 Kronen von der (Vorarlberger) Partei draufgezahlt,
d. h. nur Schulden gemacht, denn Geld ist ja keines da. " 342
Die Bewegung hatte nun also wieder eine initiative Persönlichkeit
gefunden. Es sollte allerdings nicht lange dauern, bis man neuer- 93
lich vor einem Scherbenhaufen stand: Anton Linder wurde im Zuge
der allgemeinen Mobilmachung Anfang August 1914 nach Wien
abkommandiert,343 und Hermann Leibfried sah sich gezwungen, bis
zum Ende des Krieges "Sekretär-Stellvertreter"344 zu spielen.
Angesichts dieses Sisyphus-Dramas der Vorarlberger Partei
- auf jeden kleinen Aufschwung folgte mit Sicherheit eine mehr
oder minder große Katastrophe - stellt sich die berechtigte Frage,
warum eigentlich der Motor der Bewegung, Hermann Leibfried,
sich nie zum bezahlten Funktionär machen ließ. Diesen Schritt
empfahl auch die Reichsparteileitung dringend, und sie hätte sich
hinsichtlich der Subventionen keineswegs so zugeknöpft gezeigt,
wie dies bei den dauernden Provisorien der Fall war. 345
Jugendsünden. 1911 wurde Anton Linder (1888-1958), .späterer
sozialdemokratischer Partei- und Gewerkschaftssekretär, Landtagsabgeordneter
und Bundesrat, als Anarchist aus der Schweiz ausgewiesen.