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Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich

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9.8 Eigenschaften des Kreisels<br />

9.8.1 Trägheitstensor und Eulersche Kreisel-Gleichungen †<br />

Auf Grund der formalen Ähnlichkeit von Impuls- und Drehimpulssatz, also von<br />

d⃗p<br />

dt = F ⃗ dL und<br />

⃗ ◦<br />

= M<br />

dt<br />

⃗ ◦ ,<br />

könnte man vermuten, dass der Beziehung ⃗p = m⃗v ein ähnlicher Zusammenhang zwischen<br />

⃗L und ⃗ω bei der Rotation entspricht. Das ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Die<br />

Beziehung L ◦z = I ◦ ω gilt nur für ebene Bewegungen.<br />

Wird ein Punkt ◦ eines starren Körpers festgehalten, dann nennt man die Bewegung<br />

um ◦ eine Kreiselung. Sie besitzt drei Rotationsfreiheitsgrade, die jedoch wesentlich<br />

komplizierter sind als drei reine Translationsfreiheitsgrade. Die Schwierigkeiten mehrerer<br />

Rotationsfreiheitsgrade haben folgende Gründe:<br />

1. Es gibt keine Koordinaten, deren Ableitungen direkt Geschwindigkeiten darstellen,<br />

wie bei den Translationen. Drehungen sind Pseudovektoren (axiale Vektoren), deren<br />

Reihenfolge nicht wie bei polaren Vektoren vertauscht werden kann.<br />

2. Die Trägheitsmomente hängen von der Achsenwahl ab. Ändert die Achse mit der<br />

Zeit die Richtung, so wird I = I(t), während in Analogie für Translationen die<br />

Masse m konstant ist.<br />

3. Für Drehungen gilt im allgemeinen ⃗ L ≠ I⃗ω, da ⃗ L im allgemeinen nicht die Richtung<br />

von ⃗ω hat. Das Trägheitsmoment muss daher durch einen Tensor 76 I dargestellt<br />

werden, so dass gilt ⃗ L = I⃗ω.<br />

Im folgenden wird der Trägheitstensor rein buchhalterisch für Schreibfaule eingeführt,<br />

wobei die Rechenregeln in der Matrizendarstellung zwanglos einsichtig sind.<br />

Ein Beispiel der Aussage ⃗ L ≠ I⃗ω, ist die Hantel, deren Mitte mit einer vertikalen<br />

Achse verbunden ist, die mit ⃗ω rotiert.<br />

76 Tensoren sind physikalische Objekte, die durch ihr Transfomationsverhalten definiert sind.<br />

Skalare sind Tensoren 0. Stufe. Vektoren sind Tensoren 1. Stufe.<br />

Tensoren 2. Stufe, wie das Trägheitsmoment können im einmal gewählte Koordinatensystem durch eine<br />

n × n Matrix (ein Zahlenschema) dargestellt werden. Man bildet aus Vektoren einen Tensor durch das<br />

⎛<br />

dyadische Produkt A = ⃗a ⊗ ⃗ b = ⎝<br />

⎞<br />

a x b x a x b y a x b z<br />

a y b x a y b y a y b z<br />

⎠ =<br />

a z b x a z b y a z b z<br />

Es gilt ⃗a( ⃗ b ·⃗c) = (⃗a ⊗ ⃗ b)⃗c, beachte jedoch: ⃗a( ⃗ b · ⃗c) ≠ (⃗a ·⃗b)⃗c.<br />

⎛<br />

Der Einheitstensor ist 1I = ⎝<br />

1 0 0<br />

0 1 0<br />

0 0 1<br />

⎛<br />

⎝<br />

⎞<br />

⎠<br />

⎞<br />

A xx A xy A xz<br />

A yx A yy A yz<br />

⎠<br />

A zx A zy A zz<br />

.<br />

Man führt den Tensor auch oft mit der Bedingung ⃗a( ⃗ b · ⃗c) = (⃗a ⊗ ⃗ b)⃗c ein; dann ist die Multiplikationsvorschrift<br />

⊗ definiert und ⃗a ⊗ ⃗ b stellt einen Tensor 2.Stufe dar. Ein allgemeiner Tensor p-ter Stufe ist<br />

durch das mehrfache Produkt von p vektoriellen Faktoren gegeben.<br />

Vergleiche die bisher bekannten Verknüpfungen von zwei Vektoren durch das Skalarprodukt und das<br />

Vektorprodukt.<br />

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