Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
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τ = η dv<br />
dz<br />
Newtonsches Reibungsgesetz<br />
τ<br />
[ N<br />
m 2 ]<br />
Die Proportionalitätskonstante η heisst Zähigkeit oder Viskosität. Ihre Dimension ist<br />
[η] = Ns = Pascal·s. (Für die noch häufig gebrauchte cgs-System-Einheit Poise gilt die<br />
m 2<br />
η<br />
Flussigkeit "<br />
T<br />
Umrechnung 1 Poise = 0.1 Pascalsekunde.)<br />
In einer realen Flüssigkeit existieren neben dem bislang<br />
allein betrachteten Druck, d.h. der Normalspannung, auch<br />
Tangential- oder Schubspannungen. Die Viskosität ist stark<br />
temperaturabhängig.<br />
Während bei Flüssigkeiten die Kraftwirkung benachbarter<br />
η<br />
Gas<br />
Schichten mit steigender Temperatur abnimmt, beruht die<br />
Zunahme von η bei Gasen darauf, dass hier die innere Reibung<br />
eine andere Ursache hat, nämlich die Diffusion zwischen<br />
benachbarten Gasschichten. Wenn Gasteilchen aus<br />
T<br />
einer schnelleren Schicht in eine langsame übertreten, so erhöhen sie den Impuls der<br />
langsameren Schicht, so dass sich die Geschwindigkeiten beider Schichten angleichen. Da<br />
die mittlere Gasgeschwindigkeit ¯v ∼ √ Temperatur ist (Kap. ??), wächst η mit der<br />
Temperatur.<br />
Viskosität<br />
Für wichtige Stoffe wie Wasser und Luft ist η relativ klein,<br />
η [Pascal s]<br />
20 ◦ so dass bei kleinem dv/dz auch die Schubspannungen gering<br />
sind und die Substanz als nahezu reibungsfrei angese-<br />
, 1 bar<br />
Luft 1.83 ·10 −5<br />
H 2 O 1.00 ·10 −3 hen werden kann. Dieses Argument gilt jedoch nicht mehr<br />
Hg 1.56 ·10 −3 für die Grenzschicht, wo grosse Gradienten dv/dz und somit<br />
beträchtliche Schubspannungen auftreten. Hier muss<br />
Pech ∼ 10 7 die Reibung immer berücksichtigt werden.<br />
Wir benutzen das Newtonsche Reibungsgesetz zur Berechnung der Geschwindigkeitsverteilung<br />
und der Durchflussmenge einer zähen, inkompressiblen (ρ = konst.)<br />
Flüssigkeit, die laminar durch ein Rohr mit kreisförmigem Querschnitt strömt<br />
(Hagen-Poiseuille-Strömung). Wir denken uns die Flüssigkeit in konzentrische Hohlzylinder<br />
von jeweils infinitesimal kleiner Wandstärke dr zerlegt. Ist die Strömung stationär,<br />
so muss die Summe der Kräfte, die auf einen Hohlzylinder wirken, verschwinden.<br />
Diese Kräfte sind einmal die Druckkraft (p 1 − p 2 )2πrdr infolge des Druckunterschiedes<br />
zwischen Anfang und Ende des Zylinders und dann die Schubspannungskräfte τ, welche<br />
die benachbarten Zylinder ausüben. Vernachlässigen wir das Gewicht, so gilt im Gleichgewicht<br />
(p 1 − p 2 )2πrdr + 2πl(τr) r+dr − 2πl(τr) r = 0,<br />
R dr τ(r+dr)<br />
p 1 p r τ(r)<br />
2<br />
oder<br />
− (p 1 − p 2 ) r l dr = d dr (τr)dr.<br />
Integriert ergibt dies<br />
τr = −(p 1 − p 2 ) r2<br />
2l + C 1.<br />
Aus Symmetriegründen ist die Randbedingung der Differentialgleichung dv (r = 0) = 0,<br />
dr<br />
d.h. nach dem Newtonschen Reibungsgesetz τ(r = 0) = 0, und damit C 1 = 0.<br />
Dann wird<br />
dv<br />
dr = τ η = −(p 1 − p 2 ) r<br />
2lη . Also:<br />
152<br />
v(r) = −(p 1 − p 2 ) r2<br />
4lη + C 2.