Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
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5 Der Drehimpulssatz für ein System von Massenpunkten<br />
Neben dem Schwerpunktssatz lässt sich noch ein weiteres fundamentales Gesetz der <strong>Mechanik</strong><br />
zur Beschreibung der Bewegung eines Systems von Massenpunkten herleiten, der<br />
Drehimpuls- oder Drallsatz. Er wird seine Nützlichkeit in solchen physikalischen Problemen<br />
erweisen, in denen ein Punkt des Raumes vor anderen ausgezeichnet ist.<br />
Wir müssen zunächst zwei neue Begriffe einführen. Wenn ein Massenpunkt m mit<br />
Impuls ⃗p durch den Ortsvektor ⃗r beschrieben wird und auf<br />
→<br />
p<br />
m eine Kraft F ⃗ wirkt, so definieren wir in einem Bezugssystem<br />
als<br />
α<br />
→<br />
m<br />
L<br />
→ o<br />
→ Drehimpuls: ⃗ . L◦ = ⃗r × ⃗p auch Drall genannt (38)<br />
p . . r<br />
Drehmoment: M◦ ⃗ . = ⃗r × F. ⃗ (39)<br />
⃗r, ⃗p und ⃗ L ◦ wie auch ⃗r, ⃗ F und ⃗ M ◦ bilden je ein Rechtssystem.<br />
Die Beträge von L ◦ und M ◦ werden durch<br />
m<br />
L<br />
→<br />
◦ = r · p · sin α, α = ̸ (⃗r, ⃗p)<br />
→ r<br />
M o<br />
. .<br />
→<br />
und M ◦ = r · F · sin β, β = ̸ (⃗r, F) ⃗<br />
β F<br />
festgelegt. Der Index ◦ soll andeuten, dass diese Grössen<br />
bezüglich eines gemeinsamen Bezugspunktes ◦ definiert<br />
werden. M◦ ⃗ und L ⃗ ◦ sind axiale Vektoren.<br />
Der Drehimpulssatz formuliert den Zusammenhang zwischen M ⃗ und der zeitlichen<br />
Änderung von L. ⃗ Zur Herleitung dieses Satzes gehen wir von den gleichen Voraussetzungen<br />
aus wie im Kapitel 2.3 Seite 15. Wir denken uns jede der dort aufgestellten N<br />
Bewegungsgleichungen der N Massenpunkte mit dem entsprechenden Ortsvektor ⃗r i des<br />
Massenpunktes vektoriell multipliziert. Wir erhalten:<br />
m i ✉<br />
✁ ✁✕ ❅ ⃗G ki ⃗r 1 × F<br />
❅❅■<br />
⃗ 1 + ⃗r 1 × G ⃗ 21 + ⃗r 1 × G ⃗ 31 + ... + ⃗r 1 × G ⃗ N 1 = ⃗r 1 × d⃗p 1<br />
❅ dt<br />
✁ ❅❘<br />
❅<br />
✁<br />
❅<br />
✁ ⃗r ❅■ G ⃗ ik ⃗r 2 × F ⃗ 2 + ⃗r 2 × G ⃗ 12 + ⃗r 2 × G ⃗ 32 + ... + ⃗r 2 × G ⃗ N 2 = ⃗r 2 × d⃗p 2<br />
ki<br />
⃗r ❅<br />
dt<br />
i ✁<br />
✘ ✘✘✘ ✘✘✿ ✉<br />
✁ ✁ ❅<br />
...<br />
m k<br />
❝✘ ✁ ✘✘✘✘ ⃗r k ⃗r N × F ⃗ N +⃗r N × G ⃗ 1 N +⃗r N × G ⃗ 2 N +...+⃗r N × G ⃗ N−1 N = ⃗r N × d⃗p N<br />
dt .<br />
Addieren wir diese Gleichungen, so treten paarweise Terme der folgenden Form auf<br />
⃗r k × ⃗ G ik und ⃗r i × ⃗ G ki . Da aber gilt ⃗r i = ⃗r k +⃗r ki und nach dem Reaktionsprinzip ⃗ G ik = − ⃗ G ki ,<br />
so folgt ⃗r i × ⃗ G ki = (⃗r k +⃗r ki )× ⃗ G ki = ⃗r k × ⃗ G ki +⃗r ki × ⃗ G ki = −⃗r k × ⃗ G ik mit ⃗r ki × ⃗ G ki = 0<br />
In der obigen Summe heben sich also sämtliche Terme mit den inneren Kräften auf.<br />
Wie beim Schwerpunktssatz beruht dieses Ergebnis auf der Gültigkeit des Reaktionsprinzips.<br />
Zur Behandlung der Terme der rechten Seite nehmen wir noch an, dass die ⃗ G ik<br />
Zentralkräfte sind (siehe Seite 18), also in Richtung des Vektors ⃗r ki zeigen.<br />
Bilden wir<br />
d<br />
dt (⃗r i × ⃗p i ) = d⃗r i<br />
dt × ⃗p i + ⃗r i × d⃗p i<br />
dt = ⃗r i × d⃗p i<br />
dt ,<br />
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