Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Denn zweimalige Differentiation von Gl. (85) liefert<br />
d⃗r<br />
dt = ⃗v = d⃗r ◦<br />
dt + d⃗r r<br />
dt = ⃗v ◦ + ⃗v r<br />
und<br />
d 2 ⃗r<br />
dt 2 = ⃗a = d2 ⃗r r<br />
dt 2 = ⃗a r.<br />
Aus ⃗a = ⃗a r folgt aber, dass auch die Kräfte ⃗ F = m⃗a und ⃗ F r = m⃗a r in beiden Systemen die<br />
gleichen sind, also gilt auch in S r die Newtonsche <strong>Mechanik</strong>, S r ist auch ein Inertialsystem.<br />
Alle Koordinatensysteme, die sich gleichförmig geradlinig gegenüber einem Inertialsystem<br />
bewegen, sind also ebenfalls Inertialsysteme. Sie lassen sich nicht unterscheiden,<br />
und es ist deshalb unmöglich festzustellen, ob eines dieser Systeme “absolut in Ruhe” ist.<br />
Dies ist das Relativitätsprinzip der <strong>Mechanik</strong>.<br />
Wenn Gl. (86) gilt, so lässt sich Gl. (85) auch in der Form<br />
⃗r = ⃗r r + ⃗v ◦ t<br />
der Galilei-Transformation<br />
schreiben. Wenn diese Transformationsgleichung zwischen den Systemen S und S r gültig<br />
ist, gilt das Relativitätsprinzip der <strong>Mechanik</strong>, in anderen Worten formuliert:<br />
Es ist einem Beobachter unmöglich, mit Hilfe von mechanischen<br />
Experimenten herauszufinden, ob sein Bezugssystem<br />
in Ruhe oder in gleichförmiger Bewegung ist.<br />
Auch mit anderen Wechselwirkungen wie z.B. elektrodynamischen oder optischen Versuchen<br />
ist eine solche Unterscheidung nicht möglich.<br />
8.2 Die Kinematik in einem bewegten Bezugssystem<br />
Wir behandeln jetzt eine beliebige Bewegung (auch Rotationen und damit beschleunigte<br />
Systeme) des Systems S r gegenüber dem Inertialsystem S im folgenden Ruhesystem oder<br />
Laborsystem genannt. Ein ausgedehnter Körper mit einer allgemeinen Bewegung hat sechs<br />
Freiheitsgrade, 3 der Translation und 3 der Rotation. Es gelte wie in Kapitel 8.1 die<br />
klassische <strong>Mechanik</strong>.<br />
z r ✻<br />
Das bewegte Bezugssystem sei ein starrer Raum S r (x r ,y r ,z r ) z ✻ m ⃗ω<br />
✡ ✡✣<br />
S r<br />
✉<br />
(Fahrzeug), der vom ruhenden System S(x,y,z) aus beschrieben<br />
wird mit ⃗r ◦ , ⃗v ◦ (Ortsvektor und Geschwindigkeit des Ursprungs<br />
von S r ) und ⃗ω (Winkelgeschwindigkeit von S r um ✓ ✒ x r<br />
✡✏ ✏✏✏✏✶ y r<br />
✓✓ ✓✼ ✂✍<br />
⃗r r<br />
⃗r<br />
✂ ✲<br />
⃗r<br />
✓<br />
◦<br />
eine Achse durch den Ursprung von S r ). Im relativen System<br />
S ✓ y<br />
S r (x r ,y r ,z r ) wird eine Masse m mit ⃗r r , ⃗v r und ⃗a r gekennzeichnet.<br />
Im ruhenden System beschreiben ⃗r, ⃗v, ⃗a die Masse m.<br />
x<br />
✏ ✏✏✏✏✏✏✶ <br />
✓<br />
✲<br />
Für eine reine Translation von S r gilt: ⃗v = ⃗v ◦ . Für eine reine Rotation von S r gilt für einen<br />
Massenpunkt: ⃗v = ⃗ω × ⃗r r . Der Koordinatenursprung von S r liegt auf der Drehachse. Die<br />
Winkelgeschwindigkeit ist (im Gegensatz zu L ⃗ ◦ und M ⃗ ◦ ) unabhängig von der Wahl des<br />
Bezugspunktes 58 . Für eine allgemeine Bewegung des Fahrzeuges ist die Geschwindigkeit<br />
58 Beweis: P ◦ und P ′ ◦ seien zwei beliebige Bezugspunkte mit dem relativen<br />
Verbindungsvektor ⃗s. Die Führungsgeschwindigkeit des Fahrzeuges ist<br />
⃗v F = ⃗v ◦ +⃗ω ×⃗r r bzw. ⃗v F = ⃗v ′ ◦ + ⃗ω ′ × ⃗r ′ r weiter ist ⃗v ′ ◦ = ⃗v ◦ +⃗ω ×⃗s; ⃗r r = ⃗s+ ⃗r ′ r<br />
⇒<br />
⃗v F = ⃗v ◦ + ⃗ω × ⃗r r = ⃗v ◦ + ⃗ω × ⃗s + ⃗ω ′ × ⃗r r − ⃗ω ′ × ⃗s ⇒ (⃗ω − ⃗ω ′ ) × ⃗r r = (⃗ω − ⃗ω ′ ) × ⃗s.<br />
Diese Vektorgleichung kann für alle ⃗r r nur erfüllt werden, wenn ⃗ω = ⃗ω ′ gilt, qed.<br />
z r<br />
✻ m ⃗ω<br />
✡<br />
✡✣<br />
S r<br />
<br />
⃗r r ✡<br />
✡✂ ✂✍<br />
⃗r ′<br />
✘ ✘✿❅❅■ ♣ P ′ ◦<br />
⃗s ✲<br />
P ◦<br />
x r<br />
78