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Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich

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Der Faktor 1 entsteht wie im vorhergehenden Kapitel aus der Mittelung über den Neigungswinkel.<br />

Da der Wulst über den Erdmantel gleichmässig verschmiert ist, ist das<br />

2<br />

tatsächliche Drehmoment M W = M/2. Der Drehimpuls der Erde als Kugel ist L = ω E · I<br />

mit I = 2m 5 E ·RE; 2 da jedoch der Erdkern eine grössere Dichte hat als der äussere Mantel,<br />

ist das Trägheitsmoment um 20% kleiner I E = 0.8· 2m<br />

5 E ·RE 2 und damit ist der Drehimpuls<br />

L E = ω E · 0.8 · 2<br />

5 m E · R 2 E und mit Gl. (134) M W = ω pE L E sin 23.4 ◦<br />

ω pE = m W ωESR 2 E<br />

2 1/2<br />

1.6<br />

ω E m 5 ERE<br />

2<br />

= m W<br />

m E<br />

} {{ }<br />

≈ 1/300<br />

2.5 ωES<br />

2<br />

1.6 ω E<br />

⇒ T pE = 192 (1J)2<br />

24Std<br />

= 70000 Jahre<br />

Die Gezeitenkraft des Mondes verglichen zur Sonne kann angenähert abgeschätzt werden<br />

analog zu Seite 120: Gezeitenkraft der Sonne F = Γm E m S<br />

2R E<br />

r 3 ES<br />

∝ m S<br />

r 3 ES<br />

die Gezeitenkräfte zweier Körper verhalten sich wie Masse/Abstand 3 . Mit<br />

m M = m E /80, m S = 3.3 · 10 5 m E , r ES = 400r EM ⇒ F M<br />

= 1 1<br />

= 2.4<br />

F S 80 3.3 · 10 5(400)3<br />

die Mondgezeiten sind 2.4 mal so gross wie die Sonnengezeiten.<br />

Damit ist die totale Präzession der Erde TpE tot = 1 T 1+2.4 pE = 20400 Jahre.<br />

Tatsächlich (Hipparch 150 v. Chr. beobachtet, Laplace mit Kreiseltheorie) ändert sich<br />

die Jahreszeit auf der Erdbahn, d.h. die jahreszeitliche Stellung der Sonne zum Fixsternhimmel,<br />

in einer 26000 jährigen Periode in befriedigender Übereinstimmung mit der einfachen<br />

Abschätzung. Beiträge anderer Planeten sind kleine Korrekturen. Die vor 2000<br />

Jahren festgelegten Tierkreiszeichen haben sich wegen der Präzession der Erdachse bis<br />

heute um ungefähr einen Monat verschoben, dies beachten Astrologen nicht.<br />

W<br />

0.6''<br />

0.4''<br />

0.2''<br />

N<br />

1'' = 30 m<br />

0 o Greenwich<br />

90 o<br />

Ost<br />

Wegen der zeitlichen Schwankungen der Drehmomente kommt<br />

zur Präzession des Drehimpulses noch eine Nutation der<br />

Erdachse. Die Figurenachse der Erde stimmt nicht exakt mit<br />

der momentanen Drehachse überein. Die Durchstosspunkte<br />

beider Achsen an der Erdoberfläche weichen etwa 10 m voneinander<br />

ab. In der Figur ist die Wanderung des Nordpols<br />

während des Jahres 1957 um den 1900-1905 bestimmten Mittelwert<br />

dargestellt.<br />

Der Mond als Kreisel mit der Erde gebunden wirkt zeitlich stabilisierend auf die Lage<br />

der Erdachse, so dass über lange Zeiträume der Neigungswinkel von 23.4 ◦ um weniger<br />

als ±1 ◦ schwankt. Ohne den Mond würde die Erdachse chaotisch durch kleine äussere<br />

Störungen um 10 ◦ bis 30 ◦ schwanken. Damit würden starke klimatische Änderungen eine<br />

Entwicklung von Leben auf der Erde verhindern oder mindestens stark behindern 88 . Bei<br />

der 26000 Jahre Präzession bleibt der Neigungswinkel erhalten. Die Planeten Mars, Venus,<br />

Merkur ohne einen Mond haben z.T. ein chaotisches Verhalten ihrer Drehachsen, wobei<br />

z.T. ω infolge der Gezeitenreibung schon sehr klein ist. Bei Uranus liegt die Drehachse<br />

unerklärt in der Ekliptik. Jupiter und Saturn mit Monden und Ring sind sehr stabil.<br />

88 Jack Laskar (CNLS-France) Spektr. der Wissenschaften Sept.(1993)Nr.3 S.48.<br />

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