Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
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8.5 Trägheitseffekte auf der Erde<br />
In den vorausgegangenen Beispielen spielte der Hörsaal und damit die Erde die Rolle des<br />
ruhenden Systems. Diese Wahl führte zu keinen Widersprüchen mit der Erfahrung, obwohl<br />
die Erde ein bewegtes Bezugssystem ist. Der Grund liegt darin, dass auf der Erde Z und<br />
C viel kleiner als mg sind. Es können aber terrestrische Versuche ausgeführt werden, die<br />
eindeutig die Trägheitseffekte als Folge des Bewegungszustandes der Erde zeigen.<br />
8.5.1 Nachweis der Erdrotation mit dem Foucaultpendel<br />
N<br />
Ein schwingendes Pendel behält infolge der Trägheit seine<br />
Schwingungsebene im Raum bei. Dieses eigentümliche<br />
m<br />
Verhalten offenbart sich beim Foucault-Versuch (1850/51<br />
ω → ω →<br />
S<br />
β<br />
in Paris). Ein Ort auf der Erde mit der geographischen<br />
Breite β rotiert mit der Winkelgeschwindigkeit ω ·sin β um<br />
eine zur Erdoberfläche senkrechte Achse; mit dieser Winkelgeschwindigkeit<br />
dreht sich die Erde unter dem schwingenden<br />
Pendel hinweg. Die effektive Umlaufszeit der Horizontalebene<br />
relativ zur Schwingungsebene des Pendels in<br />
der geographischen Breite β ist<br />
T = 2π/ω sin β mit ω = 2π/24 Stunden.<br />
Zur Berechnung wurde hier der axiale Vektor ⃗ω in die Komponenten senkrecht ω ⊥ und<br />
parallel ω ‖ zur Erdoberfläche bei der geographischen Breite β zerlegt 63 .<br />
Für Zürich mit β ≈ 47 ◦ ist T = 34 h, am Pol: T = 24 h und am Äquator: T = ∞.<br />
8.5.2 Eine Lotabweichung infolge der Erdrotation<br />
erfährt eine Masse m auf der Erde durch eine von der Erdachse fortgerichtete Zentrifugalkraft<br />
⃗ Z vom Betrage Z = mω 2 R cos β.<br />
Zusammen mit dem Gewicht G ◦ = mg ◦ , das m bei nicht rotierender Erde hätte, ergibt<br />
sich ein effektives Gewicht ⃗ Geff = ⃗ G ◦ + ⃗ Z, das nicht zum Erdmittelpunkt zeigt.<br />
R<br />
N<br />
→<br />
ω<br />
→<br />
G o<br />
β<br />
m<br />
δ<br />
Daraus folgt<br />
→<br />
Z<br />
→<br />
G eff<br />
Der Kosinussatz liefert G eff = mg eff =<br />
=<br />
√<br />
(mg ◦ ) 2 + (mω 2 R cos β) 2 − 2mg ◦ mω 2 R cos 2 β<br />
oder g eff =<br />
√<br />
≃ g ◦<br />
√<br />
g 2 ◦ + (cos 2 β)(ω 4 R 2 − 2g ◦ ω 2 R)<br />
(<br />
1 − 2ω2 R cos 2 β<br />
≃ g ◦ 1 − ω2 R cos 2 )<br />
β<br />
g ◦ g ◦<br />
da gilt ω 2 R = 0.034m/s 2 ≪ g = 10m/s 2 .<br />
∆g<br />
g ◦<br />
= g ◦ − g eff<br />
g ◦<br />
= ω2 R cos 2 β<br />
g ◦<br />
= 3.43 × 10 −3 cos 2 β.<br />
63 Man beachte, dass ⃗ω als axialer Vektor in eine Horizontal- und eine Vertikalkomponente zerlegt werden<br />
kann. Die Pendelebene bleibt bei der Drehung im Raum S erhalten, es gilt die Drehimpulserhaltung und<br />
die Drehung ist direkt durch ω ⊥ gegeben. Es gilt für die Corioliskraft<br />
⃗C = 2m(⃗v r × ⃗ω) = 2m(⃗v r × ω ⊥ + ⃗v r × ω ‖ ) wobei nur der erste Term zu einer Auslenkung führt.<br />
Ein Drehwinkel könnte nur bei infinitesimal kleinen Drehungen und nicht bei endlichen Drehungen in<br />
Komponenten zerlegt werden.<br />
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