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Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich

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8 Relativbewegungen<br />

Bei der Diskussion der Newtonschen Prinzipien haben wir betont, dass sie nur in einem Inertialsystem<br />

gültig sind. Nach dem 1. Newtonschen Prinzip (Trägheitsprinzip Kap. 2.2.1)<br />

ist das ein solches Koordinatensystem, in dem ein isolierter, also keinen Kräften unterworfener<br />

Massenpunkt sich mit konstanter Geschwindigkeit bewegt. Als Inertialsystem haben<br />

wir meist ein auf der Erdoberfläche verankertes Koordinatensystem benutzt 57 , oder auch<br />

im Fall der Planetenbewegung ein im Schwerpunkt der Sonne ruhendes System. Die mit<br />

der Newtonschen <strong>Mechanik</strong> berechneten Bewegungen stimmten ausgezeichnet mit den<br />

Messungen überein.<br />

Es stellen sich dann die Fragen: wie kann man verschiedene Inertialsysteme unterscheiden?<br />

Wie lauten die Bewegungsgleichungen in Nicht-Inertialsystemen? Insbesondere<br />

die Beantwortung der zweiten Frage ist von grosser praktischer Bedeutung, da wir sehen<br />

werden, dass Rechnungen oft vereinfacht werden können, wenn man sie in einem<br />

beschleunigten Nicht-Inertialsystem ausführt.<br />

8.1 Relativitätsprinzip der <strong>Mechanik</strong><br />

Ein Koordinatensystem können wir uns immer durch Vektoren in einem starren Körper<br />

realisiert denken. In einem solchen Körper bleiben per definitionem die Abstände beliebiger<br />

Punktepaare konstant. Wir betrachten zwei Systeme dieser Art, das S-System (z.B.<br />

Laborsystem) mit den xyz-Achsen und das relative S r -System mit den x r y r z r -Achsen<br />

(Abb. Seite 78). Der Ort eines Massenpunktes m wird durch die Ortsvektoren ⃗r und ⃗r r<br />

festgelegt.<br />

Dann gilt ⃗r = ⃗r ◦ + ⃗r r . (85)<br />

Wir setzen voraus, dass in beiden Systemen die klassische, nicht-relativistische <strong>Mechanik</strong><br />

gilt, d.h. alle Geschwindigkeiten sind klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit (v ≪ c).<br />

Dann gelten bis zu einer hohen Genauigkeit die klassischen Vorstellungen von Raum, Zeit<br />

und Masse:<br />

a) In beiden Systemen werden die gleichen Massstäbe zur Längenmessung verwendet.<br />

Das impliziert, dass die Standard-Massstäbe von S und S r verglichen werden<br />

können.<br />

b) Beide Systeme benutzen die gleiche Zeit. Wenn in S eine Zeit ∆t zwischen zwei<br />

Ereignissen beobachtet wird, so wird in S r das gleiche Intevall ∆t r = ∆t gemesen.<br />

c) Der Massenpunkt hat in beiden Systemen die gleiche Masse.<br />

In der Relativitätstheorie sind diese drei Annahmen nicht mehr haltbar, sobald die<br />

Geschwindigkeiten vergleichbar mit c werden.<br />

Wir wollen nun annehmen, durch Versuche habe sich erwiesen, dass S ein Inertialsystem<br />

sei. Dann lässt sich sofort zeigen, dass auch S r ein Inertialsystem ist, falls es sich<br />

gleichförmig<br />

gradlinig gegenüber S bewegt, d.h. wenn gilt<br />

d⃗r ◦<br />

dt = ⃗v ◦ = konst. (86)<br />

57 dabei jedoch die Rotation der Erde als kleinen Effekt vernachlässigt. Ein Labor auf der Erde ist bei<br />

genauer Messung ein beschleunigtes Nicht-Inertialsystem mit den entsprechenden Schein- oder Trägheitskräften<br />

(Kapitel 8.5).<br />

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