Physik A Teil 1: Mechanik - Physik-Institut - Universität Zürich
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(α hat nicht die Dimension Kraft/Fläche der sonst in der <strong>Physik</strong> benutzten Spannung.)<br />
Die Oberfläche einer Flüssigkeit hat eine grosse Ähnlichkeit mit einer elastischen Gummimembran.<br />
Allerdings ist α eine Konstante und unabhängig von Grösse und Gestalt der<br />
Oberfläche, α ist ja durch die molekularen Eigenschaften der Flüssigkeit bestimmt. Dagegen<br />
ändern sich die elastischen Spannungen bei einer Änderung der Fläche im gleichen<br />
Sinne. Dennoch kann man die Oberflächenspannung auch in folgender Weise einführen.<br />
Wird die Flüssigkeitsoberfläche längs eines Linienelements ds aufgeschnitten, so muss im<br />
Schnitt eine Kraft dF ⃗ angebracht werden, damit Gleichgewicht herrscht. dF ⃗ liegt in der<br />
Tangentialebene und steht senkrecht zu d⃗s, da keine Schubspannungen wirken. Ferner ist<br />
dF = βds. Um β mit α zu vergleichen, denkt man sich den Schnitt ds in Richtung von<br />
dF um dx verschoben. Die von dF geleistete Arbeit ist<br />
dF →<br />
dW = dFdx = βdsdx = αdA = αdxds.<br />
ds<br />
Es ist also β = α oder α = dF<br />
ds .<br />
Die Oberflächenspannung α ist die pro Längeneinheit eines Schnitts angreifende Kraft.<br />
Hieraus ergibt sich die Lenard-Methode zur Messung von<br />
α mit einer Waage. Im Drahtbügel wird eine Flüssigkeitslamelle<br />
gebildet. Ihre Oberfläche wird auf beiden Seiten<br />
b<br />
→<br />
→<br />
G<br />
G<br />
o<br />
vergrössert, wenn der Bügel aus der Flüssigkeit gezogen<br />
F →<br />
→<br />
→<br />
G o =mg wird. Unmittelbar vor dem Zerreissen der Lamelle gilt<br />
G = G ◦ + F, wobei F = 2bα.<br />
Oberflächenspannung α<br />
Substanz T α<br />
[ ◦ C] [N/m]<br />
H 2 O 18 0.073<br />
C 2 H 5 OH 20 0.022<br />
Hg 15 0.407<br />
flüssige Luft - 190 0.012<br />
Oel 20 0.032<br />
Seifenlösung 20 0.030<br />
Aethyl-Aether 20 0.017<br />
Die Oberflächenspannung α hängt von der Temperatur<br />
ab. Die folgenden Werte beziehen sich<br />
auf Oberflächen, die mit dem Dampf der Flüssigkeit<br />
bzw. mit Luft in Kontakt sind. Die Oberflächenspannung<br />
wird durch Verunreinigungen beeinflusst,<br />
sinkt im allgemeinen beim Lösen von<br />
Fremdstoffen. Die Ursache ist darin zu suchen,<br />
dass die van-der Waals-Anziehungskräfte zwischen<br />
den Fremdstoff-Molekülen und den Flüssigkeits-<br />
Molekülen meist geringer sind als zwischen den<br />
Flüssigkeits-Molekülen untereinander.<br />
Die Fremdstoffmoleküle lassen sich deshalb mit geringerem Arbeitsaufwand an die Oberfläche<br />
befördern als die Flüssigkeitsmoleküle, d.h. die Fremdstoffmoleküle reichern sich an<br />
der Oberfläche an. Dann aber erfahren die Flüssigkeitsmoleküle an der Oberfläche eine<br />
verminderte Anziehung: α ist also kleiner geworden.<br />
Wirken auf Flüssigkeiten äussere Volumenkräfte, so sind die freien Oberflächen keine<br />
Äquipotentialflächen dieser Kräfte mehr. Bei sehr kleinem Volumen wird die Form der<br />
Oberfläche weitgehend durch die intermolekularen Kräfte bestimmt, bei grossem Volumen<br />
dagegen durch die äusseren Kräfte. Der erstere Fall ist besonders bei sogenannten<br />
Flüssigkeitslamellen (z.B. Seifenblasen) stark ausgeprägt.<br />
dV dV dV<br />
Wir betrachten ein kleines Flüssigkeitsvolumen dV , das gerade<br />
unterhalb der gekrümmten Oberfläche liegt. Für eine<br />
konvexe Oberfläche wird die Kohäsionskraft gegenüber<br />
dem Wert bei einer ebenen Oberfläche erhöht, weil jetzt<br />
ein grösserer <strong>Teil</strong> der Wirkungssphäre des Flüssigkeitsvolumens dV leer ist. Für eine konkave<br />
Oberfläche wird die Kohäsionskraft erniedrigt. Die auf die Flächeneinheit bezogene<br />
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