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1000 Jahre Haft. Operation Spring & institutioneller ... - No Racism

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Haltung zu bewahren, eine totale Anpassung zu vermeiden und schützt vor demZusammenbruch. Zugleich bringt dieser Gedanke viele dazu, ihre besten Kräfteeinzusetzen, um durch gute Führung die Begnadigung zu erreichen. In dieserSituation lernen sie, sich willig in die Ordnung des Hauses zu fügen und ihr Temperamentzu beherrschen.Nach 20 <strong>Jahre</strong>n Strafhaft tritt dann regelmäßig das trübste Stadium ein. Es leitetsich durch ein Abflauen der guten Affekte ein. Anstelle der bisherigen Hoffnungtritt Hoffnungslosigkeit und dumpfe Resignation, hypochondrische Befürchtungennehmen überhand. Der Gefangene fängt an, die Fortsetzung der Strafeals eine zwecklose Härte zu empfinden, er fühlt sich gleichsam einer schleichendenTodesstrafe ausgesetzt. An Stelle früheren Vertrauens treten Misstrauen, Verbitterungund Hass auf die Gesellschaft. Viele Gefangene werden dann stiller undtrauriger und ziehen sich mit schwindenden Hoffnungen immer mehr zurück,werden zu Einsiedlern und kommen nicht mehr zum Arzt. Sie antworteten auf dieFrage nach dem Grunde ihres Fernbleibens: „Weil ich dieses Leben nicht verlängernwill.” Dann beginnt ein grausames Zerstörungswerk durch die abtötende<strong>Haft</strong>. Der Wille des Menschen wird langsam abgewürgt. Das Vegetieren beginntund siegt. Die Gefangenen werden stumpf und gefühllos, Maschinen, endlichRuinen. Das ist der Nährboden für entstehende geistige Störungen.Aber bereits nach relativ kurzer Freiheitsstrafe treffen die Strafgefangenen erheblicheNegativeffekte. Hospitalisierungsschäden und Deprivationssyndrometreten bald auf und verstärken sich mit zunehmender <strong>Haft</strong>dauer. Die Entkleidungvon jeder Verantwortung für sich selbst und die Zukunft, der Gefängnisalltag, derjedes kleinste Detail genau regelt und keinen Platz für Eigeninitiative zulässt, entwöhntauch robuste Menschen von jeder selbstbestimmten Handlungsweise.Dazu kommt das Verlernen bisheriger Fähigkeiten, deren Kenntnis im Alltagdurch ständige Übung erhalten wird. Dies ist in der <strong>Haft</strong>situation nicht mehrmöglich. Oft ist jahrelang ein normales Gespräch mit einem anderen nichtmöglich, weil z.B. der Zellennachbar nicht ansprechbar ist und sich auch sonstkein geeigneter Gesprächspartner findet. Diese Extremsituation zermürbt undführt bald zu emotionaler Abstumpfung und psychischem Verfall. GeistigeBeschäftigung wird aber bedingt durch die beschriebene psychische Ausnahmesituationnur selten freiwillig gesucht.Hier kann eine regelmäßige Arbeitstätigkeit, sofern sie sich nicht in entwürdigenden,monotonen Tätigkeiten erschöpft und ihr Strafcharakter innewohnt,therapeutische Wirkung entfalten. Bereits durch das Übertragen von Verant-109

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