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1000 Jahre Haft. Operation Spring & institutioneller ... - No Racism

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Besuche und WidersprücheWas wir erreicht haben, haben wir oft selbst aus den Augen verloren. Vielesind nach Monaten und <strong>Jahre</strong>n intensiver Gefangenenbetreuungsarbeit ausgestiegenund für viele war der Anlass eine besonders konfliktreiche Situation oder einMangel an Erfolgserlebnissen. Das spiegelt sich auch in einigen Analysen wider.„Oft haben sich die Gefangenen mehr erwartet, als wir anzubieten hatten –einige hielten uns für eine zweite Amnesty International-Abteilung mitriesigen Möglichkeiten. Enttäuschung und Vorwürfe gab es genauso wie überschwänglichesLob. Dass uns nicht alles anvertraut wurde, war verständlich –aber einige Geschichten, die sie uns auftischten, führten dazu, dass wir Energiein leere Kilometer investierten. Z.B. Treffpunkte mit Freunden derGefangenen, die ziemlich komisch waren.”„Zwischendurch hatte ich große Probleme mit meinen Besuchen bei U. Er wollteständig ein Foto von mir, war sehr persönlich. Ich hatte wie viele andere mit‘ihren’ Gefangenen auch den Eindruck, dass U. nicht die politische Gruppe sah,von der ihn jemand besuchen kam, sondern eine Frau, die plötzlich in sein Lebengetreten war und sich aus welchen Gründen auch immer um ihn kümmerte.Wir sprachen beim Besuch zwar auch oft über Politik, über die anderenGefangenen usw., trotzdem blieb das immer ungeklärt. Ich sprach das auf demPlenum an und wir schrieben ihm zu zweit einen Brief, um aufzuzeigen, dasser von vielen gemeinsam betreut wurde. U. ist, wie viele andere Gefangene, einsehr religiöser Mensch. Irgendwann resignierte ich und ließ seine Begeisterungfür meine Person und sein ewiges God bless you über mich ergehen, ohne jedesMal etwas dagegen zu sagen.Dabei ist für mich bis heute ungeklärt, was sein wird, wenn er entlassen wird.Im Grunde endet für mich die Unterstützung nicht mit dem Tag der Freilassung,aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass U. einigeTage bei mir wohnt, ohne das als Aufforderung anzusehen. Nach vielen Monatendes Besuchens spürte ich sehr stark, dass ich ausgebrannt war. Die Besuchewurden mir unangenehm, es gab eine Verlegung eines Gefangenen in eine psychiatrischeAnstalt, auf die ich nicht reagieren konnte, aber die auch sonstniemand auf dem Plenum aufgriff und etwas unternahm. Wir haben tatsächlichkeinen Finger gerührt, bis die Person von selber wieder verlegt worden ist.125

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