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1000 Jahre Haft. Operation Spring & institutioneller ... - No Racism

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unterschiedlich um. Ich zum Beispiel erledigte einfach einen Teil der Dinge, diemir aufgetragen wurden, nicht mehr. Die Aufträge kamen mir teilweise sinnlosvor, schauen, ob ehemalige Wohnungen frisch besiedelt seien, ob der Gefangenevielleicht Ablöse erhalten könnte, ob er vielleicht verlegt werden könnte ...Wir wollten allerdings nicht zweierlei vermischen: Die Abgrenzung zu denBesuchten, die sie unserer Meinung nach zu Objekten gemacht hätte, die eineInstrumentalisierung mit sich gebracht hätte, wollten wir auf keinen Fall. Wirwollten eine Abgrenzung zu den Zuständen, mit denen wir konfrontiert wurden,die eigenen Grenzen nicht ständig überschreiten, denn wir hatten oft das Gefühl,durch Paranoia und Elend handlungsunfähig zu werden.Die Arbeit hat aufgehört politisch zu sein, als unsere eigenen Interessen nichtmehr vorkamen (gegen Lauschangriff, Klassenjustiz etc.). Was politisch machbarwar, haben wir ausgeschöpft. Als nächster Schritt in der Begleitung der einzelnenGefangenen tat sich vor uns das riesige Feld der Asylarbeit auf. Das schlossen wiraber für uns aus und vermittelten zu bestehenden Beratungen. Dann gab es nochdie endlos vielen weiteren Verhaftungen. Besuche etc. würden nur mehr eineWiederholung darstellen. Aus diesen Diskussionen zogen wir die Konsequenz,keine neuen regelmäßigen Besuche mehr zu machen.Betreuten wir aus politischen Gründen ziemlich unpolitische Menschen?Der Ausgangspunkt war immer, dass wir nicht eindeutig deklariertepolitische Gefangene betreuen, sondern Gefangene des Rassismus und derKlassenjustiz. Die einzelnen Gefangenen hatten selbstverständlich aufgrund ihrerLebenserfahrungen einen unterschiedlichen Zugang zu Politik. Deshalb habenauch die Auseinandersetzungen mit den jeweiligen BesucherInnenunterschiedlich ausgesehen.Der Großteil der Gefangenen hatte wenige politische Erfahrungen. Angesichtsder Repression setzten sie sich aber mit Ausbeutung und Rassismus intensiv auseinander.Wir hatten kein Interesse daran, die Gefangenen zu „missionieren”,aber vor allem politische Herangehensweisen und Strategien waren immer wiederThema bei den Besuchen, z.B. der Umgang mit Anonymen Zeugen, der gemeinsameWiderstand gegen sie, Antidepressiva im Gefängnis, aber auch die Entscheidungzwischen individuellen und kollektiven Prozessstrategien.Letztlich haben sich vor allem individuelle Strategien durchgesetzt.Manchmal war es allerdings schon schwierig und aufreibend, gemeinsampolitisch aktiv zu sein. Dinge, die uns selbstverständlich scheinen, wie das Lesendes eigenen Gerichtsaktes, wurden als zu schwierig (Sprache), zu schwer zugäng-148

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