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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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22 Einleitung <strong>und</strong> Bemerkungen<br />

L<br />

^ Systematik <strong>und</strong> Taxonomie<br />

sind wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lagen bei <strong>der</strong> Verständigung<br />

zwischen den<br />

biologischen Disziplinen.<br />

Die Systematik bringt<br />

Ordnung in die Vielfalt.<br />

Sie muß einerseits konservativ<br />

<strong>der</strong> Verständigung<br />

dienen, an<strong>der</strong>erseits progressiv<br />

die Erkenntnisfortschritte<br />

<strong>der</strong> Phylogenetik<br />

auch in <strong>der</strong> Nomenklatur<br />

zum Ausdruck bringen.<br />

Ohne f<strong>und</strong>ierte Systematik<br />

<strong>und</strong> Taxonomie hängt<br />

nicht nur die Ökologie,<br />

son<strong>der</strong>n auch die ganze<br />

Biologie in <strong>der</strong> Luft.<br />

4 Zur Bedeutung <strong>der</strong> Systematik <strong>und</strong> Taxonomie<br />

für die Bioiogie<br />

Die Vernichtung tropischer Ökosysteme vergrößert nicht<br />

nur degradierte Flächen <strong>und</strong> macht sie durch Erosion völlig<br />

unfruchtbar, viel schwerwiegen<strong>der</strong> ist <strong>der</strong> Verlust an Artenvielfalt<br />

(B oerboom & WiERSUM 1983). Diese Vernichtung<br />

führt zu einem überproportional großen Verlust an Pflanzen-<br />

<strong>und</strong> Tierarten des Erdballs <strong>und</strong> entsprechend aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmter Lebensgemeinschaften. Der Artenschw<strong>und</strong><br />

durch Urwaldsterben geht um ein Vielfaches<br />

rascher vor sich als etwa das Aussterben <strong>der</strong> Saurier o<strong>der</strong> die<br />

Verän<strong>der</strong>ungen während <strong>der</strong> Glazialzeiten.<br />

Derzeit sind etwa 1,5 Millionen Tier- <strong>und</strong> Pflanzenarten<br />

beschrieben, also wissenschaftlich dokumentiert. Dies ist<br />

aber, wie man heute annnehmen muß, nur ein Bruchteil<br />

<strong>der</strong> Arten auf dem Erdball. Die Diversität bestimmter Räume<br />

im Vergleich <strong>und</strong> bei Vergleich verschiedener Erfassungsmethoden<br />

läßt sich durch Extrapolation abschätzen, dabei gelangt<br />

man zu Zahlenwerten von fünf bis zehn Millionen Arten.<br />

An<strong>der</strong>e Ansätze, etwa durch Fraktalgeometrie, ergeben<br />

Artenzahlen um etwa 30 Millionen. Die realen Zahlen sind<br />

sehr unsicher abzuschätzen, aber jedes neue Expeditionsmaterial<br />

aus den Tropen erbringt stets eine Fülle neuer Arten.<br />

Die wissenschaftliche Bearbeitung des Materials hinkt oft<br />

Jahre nach. Die Zahl <strong>der</strong> Spezialisten für viele Tiergruppen<br />

ist so gering, daß sie mit <strong>der</strong> Bearbeitung des Materials nicht<br />

nachkommen, bzw. das meiste unbearbeitet liegen bleibt.<br />

Die systematische Zugehörigkeit, die taxonomisch-nomenklatorisch<br />

einwandfreie Benennung, o<strong>der</strong> erst recht die phylogenetischen<br />

Zusammenhänge sind in vielen Tiergruppen<br />

nur ganz grob bekannt. Bei den Höheren Pflanzen sieht <strong>der</strong><br />

Bearbeitungsstand deutlich besser aus, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> doch<br />

geringeren Artenzahlen. Aber bereits bei den Algen <strong>und</strong> erst<br />

recht bei den Pilzen sind noch so viele unbekannte neue Arten<br />

zu erwarten, daß es dringlich geboten wäre, den Unterricht,<br />

also Lehre <strong>und</strong> Forschung, in Systematik an den deutschen<br />

Hochschulen <strong>und</strong> manchen Forschungszentren nicht<br />

nur erheblich zu forcieren, son<strong>der</strong>n ihn wenigstens überhaupt<br />

wie<strong>der</strong> einmal einzuführen. Eigentlich arbeiten alle<br />

Biologen mit Organismen - manche Wissenschaftler, so hat<br />

man den Eindruck, scheinen aber oft gar nicht zu wissen,<br />

mit welchen Organismen sie tatsächlich arbeiten <strong>und</strong> was<br />

phylogenetische Zusammenhänge bedeuten.<br />

Ga m s: „Alle Erkenntnisse <strong>der</strong> verschiedenen Teildisziplinen<br />

<strong>der</strong> Biologie, also möglichst alle Merkmale, sollten letztlich ge-

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