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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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Landwirtschaftswissenschaften tätig war, rief in einem<br />

R<strong>und</strong>funkvortrag aus: „Hände weg von den Entwicklungslän<strong>der</strong>n,<br />

sie müssen selbst ihre Ges<strong>und</strong>ung durchführen;<br />

jede Entwicklungshilfe verhin<strong>der</strong>t das".<br />

Bemerkenswert ehrlich ist auch in dieser Hinsicht die<br />

Stellungnahme des Entwicklungsberaters des Weltkirchenrats<br />

Jonathan F reyers auf Gr<strong>und</strong> von seinen Erfahrungen.<br />

Sie löste Empörung in weiten ahnungslosen Kreisen aus.<br />

Denn in einem Zeitungsartikel vertrat er die Ansicht, daß<br />

Lebensmittelsendungen verheerende Schäden verursachen.<br />

Sie würden an die Ärmsten verteilt, die Käufer auf den<br />

Märkten blieben weg, was die Ackerbautreibenden veranlaßte,<br />

sich nicht mehr abzumühen, son<strong>der</strong>n auch Hilfsempfänger<br />

zu werden. Die heimische Produktion breche zusammen<br />

<strong>und</strong> die Zahl <strong>der</strong> Hilfsempfänger stiege immer mehr an<br />

- ein Teufelskreis!<br />

Wenn man die Losung ausgibt „Hilfe zur Selbsthilfe" o<strong>der</strong><br />

„Anregung zur Selbstinitiative", so verkennt man wie<strong>der</strong>um<br />

die Einstellung sowie die Denkweise vieler Einheimischen.<br />

Durch Jahrtausende hindurch wurde ihre Lebensweise<br />

durch strenge Sittengesetze geregelt, <strong>und</strong> diese waren optimal<br />

an die Umwelt, entsprechend <strong>der</strong> Kulturstufe angepaßt,<br />

also nachhaltig. Sonst wäre durch Jahrtausende ein Überleben<br />

nicht möglich gewesen.<br />

Auch die Kolonialherrschaft än<strong>der</strong>te daran wenig, die<br />

Machtkämpfe unter den Stämmen wurden unterb<strong>und</strong>en,<br />

auf noch unbesiedelten Flächen entstanden Farmen o<strong>der</strong><br />

Plantagen mit gewissen Verdienstmöglichkeiten für die Arbeiter.<br />

Eine langsame Einbeziehung in das europäische Wirtschaftssystem<br />

bahnte sich an. Die übereilte Entlassung in die<br />

Unabhängigkeit mit <strong>der</strong> Auflage, unter Einhaltung <strong>der</strong><br />

früheren Kolonialgrenzen Einheitsstaaten nach demokratischen<br />

Regeln zu schaffen, führte überall zu Chaos <strong>und</strong><br />

Stammeskämpfen. Die nicht geschulten Massen konnten<br />

das Überspringen einer im Westen über ein Jahrtausend<br />

dauernden Entwicklung nicht verkraften. Das wäre wohl<br />

auch unseren Vorfahren zu Beginn unserer Zeitrechnung<br />

nicht gelungen. Die den Geschlechtsverkehr <strong>und</strong> die Bevölkerungszahl<br />

regelnden, sehr strengen Sittengesetze wurden<br />

aufgehoben, <strong>der</strong> ungezügelte Vermehrungstrieb setzte ein<br />

<strong>und</strong> damit <strong>der</strong> enorme Anstieg <strong>der</strong> Geburtenzahl. Privateigentum<br />

in unserem Sinne war unbekannt, alles gehörte <strong>der</strong><br />

Großsippe <strong>und</strong> wurde von dieser geregelt; somit fehlte ein<br />

Ansporn zur Eigeninitiative. Die meisten Entwicklungshelfer<br />

kehren tief enttäuscht zurück. Solange man bei einem<br />

Projekt die notwendige Anleitung gibt, wird sehr willig <strong>und</strong><br />

Die Bevölkerungsexplosion in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n 485

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