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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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384 Zonobiom <strong>der</strong> winterkahlen Laubwäl<strong>der</strong> Zonoökoton IVA/II - die Waldsteppe 385<br />

Abb. 228.<br />

Steppen- <strong>und</strong> Gebüsch- bzw.<br />

Waldparzellen-Mosaik in <strong>der</strong><br />

Dobrudscha (Rumänien). Eine<br />

gewisse Beweidung mit Ziegen<br />

<strong>und</strong> Schafen hält größere Teile<br />

als Steppen <strong>und</strong> artenreiche<br />

Trockenrasen offen. Die Gebüsche<br />

wachsen nur langsam nach<br />

außen weiter, eine Verjüngung<br />

ist auch ohne Beweidung kaum<br />

gegeben (phot. S.-W. B r e c k l e ) .<br />

Die Beweidungsdichte durch die Weidetiere des Menschen<br />

(Schafe, Ziegen, Kühe) ist aber sicher viel höher als die des<br />

ursprünglichen Großwilds. Trotzdem dürfte in einigen Regionen<br />

die <strong>Vegetation</strong>sausstattung <strong>und</strong> Mosaikstruktur <strong>der</strong><br />

ursprünglichen sehr ähnlich sein (Abb. 228). Heute ist die<br />

Steppe vielerorts fast völlig in Ackerland umgewandelt worden.<br />

Klimatisch kann man in E-Europa die Waldzone, die<br />

Waldsteppenzone <strong>und</strong> die Steppenzone gut unterscheiden.<br />

Die Klimadiagramme <strong>der</strong> Waldzone zeigen keine Dürrezeit,<br />

bei denen <strong>der</strong> Steppenzone ist dagegen eine Dürrezeit immer<br />

vorhanden. Den Diagrammen <strong>der</strong> Waldsteppenzonc<br />

fehlt zwar eine Dürrezeit, man kann jedoch im Gegensatz<br />

zur Waldzone eine Trockenzeit zur Darstellung bringen<br />

(Abb. 229, S. 388).<br />

Die Grenze zwischen Wald <strong>und</strong> Steppe hat sich in <strong>der</strong><br />

Postglazialzeit verschoben. Im Boden unter den heutigen<br />

Waldbeständen kann man Krotowinen erkennen (Abb. 232,<br />

S. 391), das sind die früheren Baue von Steppennagetieren<br />

(Zieseln), die niemals Wäl<strong>der</strong> bewohnen. Man muß deshalb<br />

annehmen, daß <strong>der</strong> Wald in <strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Besiedlung <strong>der</strong><br />

Waldsteppe durch den Menschen im Vorrücken begrillen<br />

war, weil das Klima nach einem Wärmeoptimum etwas<br />

feuchter wurde. Durch die starken Eingriffe des Menschen<br />

lassen sich jedoch Grenzverschiebungen in <strong>der</strong> Folgezeil<br />

nicht mehr feststellen.<br />

Die Ursache für die Ablösung <strong>der</strong> Waldzone im kontinentalen<br />

Gebiet durch die Steppenzone ist <strong>der</strong> Wasserfaktor, ln<br />

<strong>der</strong> Waldsteppe vollzieht sich <strong>der</strong> gesamte Wasserumsatz.fasi<br />

nur in den oberen 2 m des Bodens; ein ÄbsinTceff^n Wasser<br />

zum tiefen Gr<strong>und</strong>wasser findet nicht statt. Der Eichenwald<br />

verbraucht alles Wasser, <strong>der</strong> Boden bleibt in<br />

größerer Tiefe immer trocken. Das ist auf Euklimatopen <strong>der</strong><br />

Fall. An Südhängen mit Abfluß <strong>und</strong> hoher Verdunstung<br />

reicht <strong>der</strong> Wassergehalt des Bodens für Wald nicht mehr aus,<br />

<strong>und</strong> es stellt sich die Steppe ein. Im August <strong>und</strong> September<br />

brennt die Grassteppe aus, weil auch für sie die Wasservorräte<br />

zur Deckung ihrer Transpiration nicht ausreichen.<br />

Für die Graspflanzen bedeutet das jedoch keine Schädigung,<br />

wohl aber für die Bäume, wenn die Blätter vorzeitig vertrocknen<br />

o<strong>der</strong> ganze Äste absterben.<br />

In südöstlicher Richtung nehmen in <strong>der</strong> Waldsteppe die<br />

Sie<strong>der</strong>schläge ab <strong>und</strong> die Temperaturen zu. Dementsprechend<br />

werden die Waldparzellen immer dürftiger <strong>und</strong> ziehen<br />

sich auf die Nordhänge zurück, bis schließlich an <strong>der</strong><br />

Südgrenze <strong>der</strong> Waldsteppe nur noch ein Eichen-Schlehengebüsch<br />

in Schluchten verbleibt.<br />

Der Wettbewerb in <strong>der</strong> Waldsteppe vollzieht sich zwischen<br />

den Gräsern <strong>und</strong> den Baumkeimlingen. C lements <strong>und</strong><br />

Weaver konnten in <strong>der</strong> 1920 zum Teil noch ursprünglichen<br />

Langgrasprärie von Nebraska (Abb. 235, S. 395), die <strong>der</strong><br />

Waldsteppe entspricht, zeigen, daß sich gepflanzte Baumsämlinge<br />

nur halten, wenn man alle Graswurzeln um sie<br />

herum entfernt.<br />

Der Wasserverbrauch <strong>der</strong> Waldbestände nimmt mit dem<br />

.3lter des Bestandes zu. Aufforstungsversuche haben dementsprechend<br />

ergeben, daß junge, künstlich angelegte Forstkulturen<br />

relativ gut wachsen, aber bei älteren werden die<br />

Bäume wipfeldürr, schlagen dann wie<strong>der</strong> von unten aus,<br />

entwickeln sich also als Folge des Wassermangels nicht normal.<br />

Gute Bestände erhält man dagegen, wenn den Bäumen<br />

zusätzlich Gr<strong>und</strong>wasser zur Verfügung steht. Savannenartige<br />

Gemeinschaften fehlen den Waldsteppen, weil die Laubholzarten<br />

sich einzeln nicht gegen den Wettbewerb <strong>der</strong> Gräser<br />

durchsetzen können. Nur niedrige Sträucher (Spiraea,<br />

Caragana, Amygdalus) kommen häufiger vor, aber auch diese<br />

mehr auf steinigen Böden, welche für die Steppengräser mit<br />

dem intensiven Wurzelsystem viel weniger geeignet sind.<br />

Mit <strong>der</strong> Steppenkomponente <strong>der</strong> Waldsteppe - <strong>der</strong> eigentlichen<br />

Wiesensteppe - befaßt sich das nächste Kapitel<br />

(ZB VII).

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