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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong> 91<br />

Dies gilt nicht nur für die Wasserverhältnisse in ariden<br />

Gebieten, son<strong>der</strong>n ganz allgemein für alle Faktoren, die<br />

durch das Klima mitbestimmt werden.<br />

Das Gesetz des Biotopwechsels muß auch in den Gebirgen<br />

bei <strong>der</strong> Festlegung <strong>der</strong> Flöhenstufen berücksichtigt werden:<br />

Schon die Unterschiede <strong>der</strong> Höhengrenzen bei verschiedener<br />

Exposition deuten diese Gesetzmäßigkeit an. Viel extremer<br />

sind Son<strong>der</strong>nischen mit intensiver Einstrahlung <strong>und</strong> Kälteabfluß,<br />

die es kleinen Baumbeständen erlauben, über <strong>der</strong><br />

Waldgrenze schon innerhalb <strong>der</strong> alpinen Stufe zu wachsen.<br />

Einzelne Bäume fand man im Westpamir in durchblasenen<br />

Schluchten ohne Kaltluftstau noch bei 4000 m NN, <strong>und</strong><br />

Sträucher in dem wilden Gelände sogar bei 5000 m NN, im<br />

Hindukusch fanden wir in sehr geschützten Nischen an Südflanken<br />

solche auf 5100 m. An<strong>der</strong>erseits fehlt in Kaltluftdolinen<br />

<strong>der</strong> Ostalpen eine Waldvegetation schon bei 1270 m NN,<br />

wobei bei Lunz (Nie<strong>der</strong>österreich) die tiefste Temperatur in<br />

Westeuropa mit -51 °C gemessen wurde.<br />

Auch Bodenfaktoren spielen eine Rolle. Auf schwer verwitterndem<br />

Dolomit findet man Fragmente <strong>der</strong> alpinen <strong>Vegetation</strong><br />

in den Ostalpen inmitten <strong>der</strong> Buchenstufe. Son<strong>der</strong>nischen<br />

sind auch die Lawinenzüge, auf denen die<br />

Konkurrenz <strong>der</strong> Baumarten ausgeschaltet ist, so daß die<br />

Krummholzarten <strong>der</strong> subalpinen Stufe sich in tiefen Lagen<br />

<strong>der</strong> Waldstufe zu behaupten vermögen. Auf solchen Son<strong>der</strong>biotopen<br />

findet man oft Relikte <strong>der</strong> Arten, die früher<br />

unter an<strong>der</strong>en klimatischen Bedingungen eine weitere Ausdehnung<br />

des Areals besaßen. Doch sollten für die Reliktnatur<br />

eines Vorkommens möglichst auch historische Beweise<br />

erbracht werden.<br />

_ _ Gesetz <strong>der</strong> relativen<br />

Standortskonstanz <strong>und</strong><br />

des Biotopwechsels^ Wenn<br />

innerhalb des Verbreitungsgebiets<br />

einer Pflanzenart<br />

o<strong>der</strong> einer Phytozönose<br />

das Klima sich in\<br />

einer bestimmten Richtung<br />

än<strong>der</strong>t, so tritt ein<br />

Biotopwechsel ein, durch<br />

den die Klimaän<strong>der</strong>ung<br />

möglichst kompensiert<br />

wird, das heißt die Standorts-<br />

o<strong>der</strong> Umweltbedingungen<br />

bleiben relativ<br />

konstant.<br />

13 Azonale <strong>und</strong> Extrazonale <strong>Vegetation</strong><br />

Die dem Klima entsprechende zonale <strong>Vegetation</strong> trifft man<br />

nur auf Flächen an, auf denen sich das typische Regionalklima<br />

voll auswirkt. Man nennt solche Biotope E u k lim a to p e<br />

(russ. Plakorflächen). Es sind ebene, leicht erhöhte Flächen<br />

mit tiefgründigen Böden, die we<strong>der</strong> zu durchlässig (wie<br />

Sand) sind noch zur Vernässung durch Wasserstau neigen.<br />

Wenn wir die <strong>Vegetation</strong> auf den Euklimatopen als zonale<br />

<strong>Vegetation</strong> bezeichnen, so handelt es sich nach erfolgtem<br />

Biotopwechsel um eine e x tra zo n a le V e g e ta tio n , für die<br />

nicht mehr das Großklima maßgebend ist, son<strong>der</strong>n die lokalen<br />

Bedingungen. Wenn sich zum Beispiel die Wäl<strong>der</strong> längs<br />

<strong>der</strong> Flüsse als Galeriewäl<strong>der</strong> weit in ein arides Klimagebiet<br />

hinein erstrecken, so sind diese Galeriewäl<strong>der</strong> extrazonal.

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