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Walter und Breckle - 1999 - Vegetation und Klimazonen Grundriß der globalen

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Das Plasma ist nur im stark wasserhaltigen, das heißt gequollenen<br />

o<strong>der</strong> hydratisierten Zustand physiologisch aktiv.<br />

Trocknen die Zellen aus, dann geht das Plasma in einen<br />

latenten Lebenszustand über (das heißt, es weist keine meßbaren<br />

Lebenserscheinungen auf) o<strong>der</strong> es stirbt ab. Die Thermodynamik<br />

<strong>der</strong> Quellkörper lehrt uns, daß <strong>der</strong> Quellungszustand<br />

von <strong>der</strong> relativen Aktivität des Wassers (a) abhängt,<br />

wobei a = p/p^ ist, also <strong>der</strong> relativen Dampfspannung gleichgesetzt<br />

werden kann.<br />

Reines Wasser hat eine Hydratur von 100 %. Die Hydratur<br />

entspricht <strong>der</strong> Luftfeuchtigkeit (auch in %). Über Salzlösungen<br />

stellt sich ein bestimmter Wasserdampfdruck ein, <strong>der</strong><br />

niedriger ist als <strong>der</strong> über reinem Wasser, dementsprechend<br />

ist die Hydratur niedriger.<br />

Da die Lebensfunktionen in starkem Ausmaß vom Quellungszustand<br />

des Protoplasmas abhängen, ist es wichtig, dessen<br />

Hydratur (bzw. Aktivität des Wassers) zu kennen. Bei<br />

den poikilohydren Pflanzen, zu denen die Nie<strong>der</strong>en Pflanzen<br />

(Bakterien, Algen, Pilze <strong>und</strong> Flechten) gehören, also einzellige<br />

o<strong>der</strong> wenigzeilige Organismen, hängt die Hydratur, soweit<br />

diese Pflanzen außerhalb des Wassers Vorkommen,<br />

ganz von <strong>der</strong> Feuchtigkeit <strong>der</strong> umgebenden Luft ab. Stehen<br />

sie mit Wasser in Berührung o<strong>der</strong> ist die umgebende Luft<br />

dampfgesättigt, so ist das Protoplasma dieser Arten fast maximal<br />

gequollen <strong>und</strong> aktiv. In trockener Luft dagegen tritt<br />

eine starke Entquellung ein, <strong>und</strong> das Plasma geht ohne abzusterben<br />

in den latenten Zustand über. Die Zellen dieser<br />

Organismen haben keine o<strong>der</strong> nur sehr kleine Vakuolen, die<br />

Volumenän<strong>der</strong>ungen des Zellinhalts sind deshalb beim Austrocknen<br />

gering, <strong>und</strong> die Plasmastruktur wird nicht geschädigt.<br />

Die untere Hydraturgrenze (Luftfeuchtigkeit), bei<br />

<strong>der</strong> noch Wachstum nachzuweisen ist, liegt bei den meisten<br />

Bakterien sehr hoch, meist bei 98 bis 94 %; bei den einzelligen"Slgen<br />

<strong>und</strong> Schimmelpilzen sehr verschieden hoch, <strong>und</strong><br />

nur b^ei wenigen sinkt sie bis auf 70 %, einen Wert, <strong>der</strong> dem<br />

absoluten Hydraturminimum aktiver Lebenserscheinungen<br />

entspricht.<br />

Die Produktivität <strong>der</strong> poikilohydren Organismen ist gering,<br />

ihr Anteil an <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong>smasse auf dem Lande heute<br />

klein. Man hat sie deshalb bisher wenig beachtet, obgleich<br />

sie an <strong>der</strong> Bodenoberfläche, namentlich in den Wüsten, oft<br />

viel verbreiteter sind, als man annimmt.<br />

Sie dürften vor <strong>der</strong> Eroberung des Landes durch Höhere<br />

Pflanzen bereits auf periodisch befeuchteten Flächen weit<br />

verbreitet gewesen sein, wie heute auf periodisch überschwemmten<br />

Tonflächen in den Wüsten (Takyre, vgl.<br />

Wasserhaushalt <strong>der</strong> Pflanzen <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vegetation</strong> 63<br />

^ Die relative Aktivität<br />

des Wassers (a), ausgedrückt<br />

als relative Dampfspannung<br />

gegenüber reinem<br />

Wasser, ausgedrückt<br />

als Prozentwert (% ), bezeichnet<br />

man als Hydratur.

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